Atreum Erdam Im Arap

Dein Lachen. Dein Lachen war wie ein Schwarm von tausend Turteltauben im Sonnenaufgang. Niemals habe ich ein so schönes Lachen gehört, das wahre Fröhlichkeit ausgestrahlt hat. Und deine grauen Augen. Grau, die seltenste Augenfarbe auf diesem Planeten. In ihnen Sprach jede Emotion in einer puren Form, der schönsten Form einer Mutter.
Maria Dolores, die Schmerzensreiche. Dein Name hatte schon festgeschrieben, was dich in deinem Leben erwarten würde. War das schon immer so oder wird es immer verbunden bleiben mit deiner Migration?

Du bist meine Mutter und es gibt keine andere, die ich mir hätte wünschen können. Ich weiß, dass die Zeiten für dich nicht wirklich einfach waren. Da, wo dein Licht, deine Wärme war, war nicht fern ein Schatten, der dir gefolgt ist. Und oftmals auch über alles gekommen ist wie die Nacht. Zugestanden, mehr wie eine Ölpest, die die schönste Küste verseucht. Dennoch werde ich dich immer mit einem Strahlen verbinden, das mir in meinem Leben zumindest etwas Vertrauen geschenkt hat. Dein Geruch nach Kreuzkümmel, wenn ich an dir lag, nachdem du von deiner Frühschicht gekommen warst. Du warst eine Mutter, die mit mir kichernd über die rote Ampel gerannt ist,. Du warst jemand, die mit mir Trauben von den Weinbergen in Eimern stibitzt hat. Iin diesen Momenten warst du nicht bloß meine Mutter, sondern Freundin, Gefährtin, ein Erwachsener der sein eigenes Kindsein nicht vergessen hat.

Deine Paella, deine Tortilla, ich koche sie heute noch. Deinen Kopfsalat mit zu viel Essig; ich mache ihn noch immer so. Weil mir deine Tradition etwas bedeutet, weil das Essen das war, was mir deine Liebe näher gebracht hat. Du hast mir die schönen Erinnerungen geschenkt, wo el hombre mir die schlechten gegeben hat. Du warst der Goldstaub in meinem Kitt, wenn ich meine Scherben zusammengesetzt habe. Letztlich warst du es, weshalb ich auf dieser Erde bleiben wollte. Du warst es, dessen Augen mich abgehalten haben, als die Klinge bereits dabei war, meine Adern lotrecht zu treffen. Denn du hast mir den Willen gegeben, dich zu beschützen. Dafür bin ich dir dankbar. Und ich musste dich oft beschützen.

Warum hat es das Schicksal mit dir so gewollt? Warum musstest du für das bezahlen, was du nicht getan hast? Warum hat dich diese tückische Krankheit getroffen, die dich Stück für Stück hat vergessen lassen? Du hast gekämpft, du hast durchgehalten. Denn das warst du, eine Kämpferin, das habe ich von dir. Und zum Schluss, da ist nur noch dein Lachen geblieben und dein Strahlen. Dieser Anblick wird immer in mir bleiben, was das Schönste ist, was mir von dir bleiben konnte.

Du bist in einer Zeit gestorben, in der mein Leben bereits von vielen Ereignissen begleitet war. Und leider sollten mit deinem Tod auch wieder Dinge hochkommen, die ich für längst abgeschlossen hielt. Es war tröstend, dass meine Tochter Sina mich beim Trauerzug an der Hand gehalten und mir Stärke gab. Dein Sarg; das Loch, da habe ich das erste Mal realisiert, du bist gegangen. Doch es gab keinen Moment, in dem ich ausreichend trauern konnte, das war mir genommen. Ich weiß noch, als ich eines Nachts, viele Monate nach deinem Tod, nochmals dein Lachen in meinem Traum hörte und deine grau-grünen Augen sehen durfte. Ich habe noch nie meinem Leben so bitter und still geweint, weil ich wusste, du kommst nicht wieder. Lo siento, Mama.

Es macht mich traurig, dass du deinen Enkel Samuel Serafin nicht mehr erleben kannst. Ich habe ihm den Namen meines Vaters, deines Ehemanns gegeben, weil ich weiß, dass ein besserer Mensch sein wird. Ein Engel auf Erden. Denn: Sein Name hat es schon festgeschrieben, was die Welt erwarten wird.

Te amo con todo mi corazón

Bruchzeichen

Hörst du meinen Sprengruf, meine Liebe?
Wie er durch den ganzen Wald dröhnt
Seine Druckwelle reißt alles entzwei
Hinterlässt nur Schatten und Tod
wie die große Zarenbombe
Selbst in der sengenden Sommersonne
Trage ich meine dichte Winterpracht
Die 66 Enden meines schiefergrauen Geweihs
geziert vom silbernen Wolfsspross
Berstende Krone aus der Hölle
Meine Lichter schenken der Nacht die Sterne und
mein staubender Windfang die Orkane
Schützin, selbst mit deiner schweren Armbrust
Durchbricht dein goldener Schuss
Nicht mein bleierndes Gerippe
Sei keine Aasjägerin
Ich schlage mit letzter Kraft
Himmelsspuren an Baumstümpfen
Kirchgang zu meinem fährtenlosen Wundbett
Malepartus des sterbenen Waldgeistes
Wartend auf den Fangschuss
Deine kalte Waffe für
mein brennendes Herz

Madrigal für den Tod

Du hast Angst vor dem Tod
Ich kenne ihn besser als jeder Priester
Der Sensenmann und ich haben gestern
meine Träume ausgetrunken bis
er unter dem Tisch lag und ich
habe heute noch großen Durst
Stille ihn an deinen
warmen Augen und
esse von deinem Glanz
Komm mit mir und
der Tod geht ein vor
unserer Unendlichkeit

Regenbogenschwarz

Os bares estão cheios de almas tão vazias

Erste Nacht

Es war ein verregneter Donnerstag Abend. Einer dieser unberechenbaren Frühlingstage, an denen das Wetter umschlug, Kopfschmerzen hinterließ. Sie wollte sich eine kurze Verschnaufpause gönnen, den Moment nach dem Regenfall im Innenhof genießen. Die Luft war erfüllt von Petrichor und sie liebte es, in diesem unwirklichen Moment zu stehen. Der Lärm der Großstadt im Innenhof war gedämmt; nur das Knistern ihrer Zigarette war zu hören. Doch es blieb ihr wenig Zeit in diesem Augenblick zu verweilen, denn der Regen trieb die Menschen in die Etablissements. Die Tür zum Hinterhof riss mit großer Wucht auf; Salim blickte sie mit seinen großen mandelbraunen Augen an und ohne viele Worte wusste sie, dass es Zeit war wieder an die Arbeit zu gehen. Weiterlesen…

Zwischenspiel

Du bist aus meinem Herz gefallen
Ich konnte nichts dagegen tun
Du bist aus meinem Herz gestürzt
Ich konnte dich nicht ergreifen

Schmerz der unter der Brust pocht
Lange gewunden habe ich mich
Gewühlt in diesen Wunden
Nicht anders ist es dir ergangen

Doch es ist gleich was mit uns ist
Denn es treibt der Teufel
Er schmeißt die dunkle Kohlen
Damit das Feuer weiter heizt

Du hast nur angestarrt eine Mauer
Geziert im Kleid des Efeus
Beeindruckt von plumper Blüte
Gekrönt von Stacheldraht

Mir und dir hat Kraft gefehlt
Dir, um Mauern zu erklimmen
Mir, um das Gemäuer einzureißen
Mit letzter Kraft nur uns entrissen

Sei glücklich, Paradiesvogel, sei frei
Du bist dem Käfig entkommen,
dein Gesang ist längst verdrängt
und die nächste kommt geflogen

Gleich ob Schwester oder Mutter,
Geliebter von gestern oder heute
Ihr seid aus diesem Herz gefallen
Und ich wollte nichts dagegen tun

Obscuridad

Du bist das Unheimliche, nicht erreichbare, in das ich mich zurückziehe wenn alles in Kriegstrümmern liegt. Du bist der dunkle Raum, in dem ich nur durch mein Funkeln sehen kann und mir dessen Kraft bewusst werde. Du bist der wahre Krieg, den ich schlage und der mich ablenkt von der Schlacht dort draußen. Du bist das kalte Laternenlicht, in dem ich mich Motte verliere. Der letzte Zug beim Bankdrücken, der meine Muskeln versagen lässt und mich zitternd zusammenbrechen lässt, obwohl ich es für erreichbar hielt.

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Turno de dia (Mutilado de guerra)

Pepe, irgendwann wusste ich: das alles hat jetzt ein Ende. Die Schlacht ist geschlagen. Auf zu neuen Ufern, denn die blaue Blume findest du nicht zwischen Blindgängern und Gewehrsalben. Es. blieb mir nichts anderes, als auf dieser wackligen Nussschale in die raue See zu stechen. Bis auf den Grund des Meeres bin ich gesunken und habe in der Tiefsee mein Glück versucht und mich dort verloren. Wieder aufgetaucht und durch die Eiseskälte von Wölfen gezogen worden; schneeverweht in weissen Nächten, die den Tag so fern halten.

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Cambio de turno (Combatiente joven)

Pepe, der Weg bis hierher, er war voller Entbehrungen und Elend. Als du damals begriffen hast das ist la guerra und du in ihr. Das war wichtig. Als dir klar wurde, dass du an die Waffe gehen musst, weil sie sonst dich und alle untergehen lassen. Es war notwendig. Ich weiß Pepe, wie schwer es dir fiel abzudrücken und dir selbst eine Stimme zu geben, Kriegstelegramme mit der Brieftaube um die Welt. Doch es wäre heute nicht so geworden.

Lo siento Gracias a ti.

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Turno de noche (Niño soldado)

Sabados. Samstage waren die dunkelsten Tage. Pepito, erinnerst du dich noch an diese Samstage? Wenn in der televisión spanische Abendunterhaltung lief und du dich diesen Bildern hingabst? Als wenn es überdecken konnte was sich im Wohnzimmer abspielte. Du lächelnd von den Darbietungen, während el hombre auf dich niederprasselte. Die Bilder der Flimmerkiste verdrängen sollten, während er dich in die Ecke drängte.

Lo siento.

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