Untergang

Erwartungsvoll stehst du am Hafensteg
Deine Augen gerichtet auf die dunkle See
Wartest auf ein Zeichen im dichten Nebel
Unruhige Wellen schlagen wie Fäuste an die Küste
Ebbe wird zur Flut in deinem Innern

Heute bin ich der gottlose Schlachtruf
Der von unserem Raubzug kündigt
Heute bin ich die ruchlose Klinge
Die schreiend gewetzt zum Todestanz einsingt

Richte deinen Blick auf unser Orlogschiff
Zerfetztes Segel leichengrau
Neptun enthauptet; unser Galión
Mit meinen Träumen und Sehnsucht unter Deck
Rudern lustlos im Takt meines unsteten Herzens

Heute bin ich der Rammbock
der dein Schiffsbug zerschmettert
Heute bin ich das faulige Meerwasser
dass dein Sinken beschließt

Wankend wie die hohe See; stehe ich da
Unter meiner meteorschwarzen Augenklappe
Dunkle Materie und Sternenfriedhöfe
Mein Holzbein aus Adlerholz und Mooreiche
Tanzt ungelenk zum Phantomschmerz aller

Heute bin ich die glühende Kanone
die deinen Damm durchbricht
Heute bin ich das Schwarzpulver
das dich in Brand setzt

Kein Seeräuber dieser Weltmeere
Wird die tote Galeere jemals entern
Tausend Schüsse eurer ehrlosen Mörser
Sinkt niemals die goldene Nussschale
Verhüllt in Meeresstürmen

Doch auf hoher See
dem Dunkelmeer am Weltenrand
wo das Rudel weisser Hunde
den schwefelgelben Mond beißt
Meutern Dämonen und Engel

Lass mich glanzlos untergehen
Im Barot träumen
Blaukommen zwischen
erzgrauen Seegebirgen
und lodegrünen Tangwäldern

Überzieh mein totes Wrack mit
Zylinderrosen
Seenelken
Wunderlampen
Verborgen in den Riffen der Tiefsee
Bewacht von versuchten Drachenmuränen
und tollwütigen Bullenhaien
Verschlinge ich Leviathan

Oh Perlentaucherin
die Tiefe zerreist deine Brust;
halt dich fern von meinem Totengrab
Dem wahren Schatz
im Urgrund
meines Seins