Wolfskind

Manchmal blickst du mich an und
erkennst nicht dass mein Hundeblick
Mehr als nur das ist
Und das ich manchmal nur Jaulen kann
Weil die Wildnis meiner Kindheit
Mich nie ganz verlassen hat
Ich war ein Findelkind im Wald
Aufgezogen von grauen Wölfen
Die mir die Sterne in der blauen Nacht erklärten
Aber nicht die Lichter dieser roten Städte
Ich weiß wie man tapfer ist
und ich weiß von der Jagd
Doch Raubtiere küssen nicht
und zeigen ihre Liebe wortlos
Und auch wenn meine Sprache rau ist
Erkenne im meinem Nachtruf
Meine Sehnsucht nach dir
Ich weiß nichts von den Sitten
Die sie in deinem Haus pflegen
Aber ich weiß wo im Wald
Lilien blühen im Duft genau wie du
Ich weiß auf welchem Berg man den Vollmond nahe ist
Weiß von deinen Augen die ihn übertrumpfen
Spüre deine Liebe,
egal wie wild ich bin

Hafen und Meer

I
Du verdrängst
Dich, uns, alles
Du verdrängst,
wie die unbändige Flut
Reißt alles nieder mit dir
Du verdrängst wie der tosende Ozean
Doch ich blitze wie tausend Regenbogen
Gleich einem Schwarm junger Bonito
auf der ersten Reise des Lebens
Ich weiß nichts vom Sterben
Selbst wenn unsere Angst groß ist wie
das Revolvergebiss des grauen Riffhais
Zerreiß mir mein Schuppenkleid,
zerfledder meine Flossen
und nimm mir meine Brüder
Die Liebe in deinen Augen
bricht dennoch bis in meine Tiefsee
In Perlmutt schimmert der Schwarm
Und verdrängt alles

II
Du verschleierst,
Dich, uns, Zweifel
Du verschleierst,
wie ein Hauch von blauem Zigarettenrauch
Du bist geschickt in deiner Zierde
Doch meine Augen blitzen durch diesen Nebel wie mein Damaszener Schwert
Schenk mir weiter diese Häme
Inmitten deiner Regenbogenhaut
ist dieser eine Funke
Von dem mein Herz Feuer gefangen hat gleich dem trockenen Holz meines mondrunden Schildes
Dieses Glimmen bleibt in mir
Mein schillerndes Amulett aus Diamant
Trage es mit dem größten Stolz in meiner Brust
Und verschleiert alles

III
Du überdeckst,
Dich, uns, Zukunft
Du überdeckst,
Wie die schwarze Ölpest
Egal ob tausend Körper dich geküsst haben
Ich bin ein kühner Seemann
Auf meiner wilden Nusschale
Und entzünde mit meinem Herzensglimmen
diesen düsteren Ölteppich
Auf dass alles brennt
Die Flammen mit uns aufsteigen
Du solltest mehr sein als nur glücklich
Ich will deine Vollendung
Auf dass wir alles überdecken

Wildnis

Aus der Ferne starren wir uns an
Bestaunen wir einander
Mein Anblick düster und fremd
Wie der Bergwald in der Dämmerung
Bin ich verhüllt im dicksten Nebel
Wildnis strömt aus jeder meiner Poren
Narben tiefe Kerben sind Spuren
in den schneeverwehten Forst
Doch du bleibst fern vor Angst
Warum, meine Liebe? Warum?
Nur weil ein kümmerlicher Dorn dich trifft;
der Ruf aus dem Dickicht dich aufschreckt
Schaust du aus der Ferne deiner Hütte;
betäubt in der falschen Traulichkeit
Meine Liebe, es raubt dir deine Sinne
Verborgen im tiefen Blätterrauschen
Versteckt in den Rufen wilder Raubtiere
Fallen Sonnenstrahlen durch die Baumkronen
Lichtspiele in denen Nachtigallen tanzen
Schimmert der Bergbach geziert vom samten Moos
An dem die schwarze Fähe ihren Wurf innig bettet
Inmitten verwitterter erhabener Bergahorne
Schlägt der Edelhirsch Himmelsspuren
Unberührte Waldanemonen und Lichtnelken enthüllen sich
Hier, liegt mein Begehren
roh und ungeboren
Meine Liebe, bleib bei mir,
verwandeln wir uns
wie der Frühling diesen Wald

José David da Torre Suárez

 

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Auf der anderen Seite

Wir saßen am Fluss, in dem sich die Lichter der Stadt spiegelten wie ein Gemälde Van Goghs. Auf der anderen Seite küssten Lichter das Wasser, während wir hier saßen in der kalten Nacht. Deine Worte öffneten, sanft und leise, den lichtlosen Abgrund in dir. Mit jedem Wort und jeder aufkommenden Träne breitete sich diese pechschwarze Lache über allem aus und ich wünschte, mein Schwert hätte gereicht. Ich konnte sehen wie das, was nicht werden sollte, verdrängt wurde von einer schwarzen Gestalt, dessen Brüder zu lange in mir gehaust hatten. Mein Körper war angespannt, Blut schoss mir durch die Adern und ich ließ geschehen. Mit aller Kraft hörte ich einfach nur zu, denn es gab keine Worte. Wollte, dass der Dämon von dir ablässt, ich triefend bin vom Petroleum, bereit aufzugehen wenn es dir hilft. Bis mir klar wurde, dass ich in meinen Händen kein Schwert hielt, sondern die Schippe und lange genug den Graben ausgenommen hatte, in dem es jetzt liegt. Weiterlesen…

Zwischenspiel

Du bist aus meinem Herz gefallen
Ich konnte nichts dagegen tun
Du bist aus meinem Herz gestürzt
Ich konnte dich nicht ergreifen

Schmerz der unter der Brust pocht
Lange gewunden habe ich mich
Gewühlt in diesen Wunden
Nicht anders ist es dir ergangen

Doch es ist gleich was mit uns ist
Denn es treibt der Teufel
Er schmeißt die dunkle Kohlen
Damit das Feuer weiter heizt

Du hast nur angestarrt eine Mauer
Geziert im Kleid des Efeus
Beeindruckt von plumper Blüte
Gekrönt von Stacheldraht

Mir und dir hat Kraft gefehlt
Dir, um Mauern zu erklimmen
Mir, um das Gemäuer einzureißen
Mit letzter Kraft nur uns entrissen

Sei glücklich, Paradiesvogel, sei frei
Du bist dem Käfig entkommen,
dein Gesang ist längst verdrängt
und die nächste kommt geflogen

Gleich ob Schwester oder Mutter,
Geliebter von gestern oder heute
Ihr seid aus diesem Herz gefallen
Und ich wollte nichts dagegen tun

Turno de dia (Mutilado de guerra)

Pepe, irgendwann wusste ich: das alles hat jetzt ein Ende. Die Schlacht ist geschlagen. Auf zu neuen Ufern, denn die blaue Blume findest du nicht zwischen Blindgängern und Gewehrsalben. Es. blieb mir nichts anderes, als auf dieser wackligen Nussschale in die raue See zu stechen. Bis auf den Grund des Meeres bin ich gesunken und habe in der Tiefsee mein Glück versucht und mich dort verloren. Wieder aufgetaucht und durch die Eiseskälte von Wölfen gezogen worden; schneeverweht in weissen Nächten, die den Tag so fern halten.

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Cambio de turno (Combatiente joven)

Pepe, der Weg bis hierher, er war voller Entbehrungen und Elend. Als du damals begriffen hast das ist la guerra und du in ihr. Das war wichtig. Als dir klar wurde, dass du an die Waffe gehen musst, weil sie sonst dich und alle untergehen lassen. Es war notwendig. Ich weiß Pepe, wie schwer es dir fiel abzudrücken und dir selbst eine Stimme zu geben, Kriegstelegramme mit der Brieftaube um die Welt. Doch es wäre heute nicht so geworden.

Lo siento Gracias a ti.

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