Back in the days

Letzten Monat bin ich über diesen Forenthread gestolpert, in dem Videospieler ihre schönsten Momente mit der Konsole preisgeben. Dabei kam mir auch die Idee für diesen Blogeintrag.

Um mich mal selbst zu zitieren:

„Die besten Momente hatten wir aber mit Goof Troop für den SNES… Wie oft ich bei diesem Spiel geflucht habe, weil ein Kollege ein Rätsel vergeigt hat oder ähnliches. Haben wir erst vor 3 Jahren wieder gespielt, da habe ich ebenso geflucht (wurde sogar auf Video festgehalten). (…)

Goof Troop

Das beste Fightspiel für uns war aber Brutal, ich weiß nicht, ob einer das kennt. Bis wir den letzten Endgegner besiegt hatten, waren Monate vergangen.

Brutal

Ungeschlagen bleibt auch Turtles in Time… Wie wir dieses Spiel geliebt haben, Multiplayer war der Shit.

Turtles In Time

Ich vergesse auch nicht die Momente, in denen ich von den SNES-RPGs geträumt habe, mit den großen Verpackungen… Damals haben die so einen epischen Eindruck auf mich gemacht. Secret of Mana, Evermore,Terranigma – wunderbare Zeiten. Erst letztens wieder Secret Of Mana mit einem Bekannten durchgespielt… Haha.

Secret Of Mana

Oh mann, damals hat man diese Spiele noch viel intensiver erlebt…“

Besonders die Cholla Mollaner werden sich erinnern. Aber an alle anderen: Was sind die Momente, die euch von Videospielen hängen geblieben sind?

Fastender Einzelkämpfer

Derzeit ist der Monat Ramadan, für mich die intensivste Zeit des Jahres. Da ich weder Geburtstag noch Weihnachten feiere, gibt es keine wirkliche Jahreszeit, die mit einem festen Ritual verbunden ist. Deshalb verspüre ich immer eine Vorfreude, wenn ich mit dem Fasten beginnen kann.

Der Monat Ramadan – dieses Mal vom 13. September bis 11. Oktober – bedeutet für mich nicht nur der Verzicht auf Essen und Trinken während des Sonnenstands, sondern auch Zeit, um tiefer in mich zu gehen. Obwohl ich das bereits jeden Tag tue, achte ich im Ramadan besonders darauf. Das Fasten selbst war noch nie ein Problem für mich, wesentlich anstrengender sind die ständigen Kommentare. Etwas, was mich mit jungen Konvertiten verbindet. Es wird einem nachgesagt, dass man ein Fanatiker ist. Dem entgegne ich, dass mein Fasten viel weniger religiöser, sondern persönlicher Natur ist. Überhaupt: Warum sieht man gar nicht die Willensstärke hinter dem Fasten? Was will man aber auch anderes von den Menschen erwarten? Manch einer nennt mich „Öko“, weil ich täglich Sojamilch trinke – onwohl hier meine Laktoseintoleranz vordergründig ist, genau wie andere Aspekte, die aus einer gesundheitsbewussten Ernährung resultieren. Und selbst wenn ich dies tun würde, weil ich davon überzeugt bin, dass Kühe nicht an Melkmaschinen gehören: Was ist das Problem? Ich gehöre damit nicht zu den militanten Aktvisten, die zweifelhafte Methoden zur Durchsetzung ihrer Ideale anwenden.

Ich bin keiner von denen, die während des Fastens klagen und jammern. Ich neige auch nicht dazu, meine Arbeit oder meine privaten Angelegenheit langsamer oder ruhiger angehen zu lassen. Ganz im Gegenteil: Ich gebe weiterhein mein bestmöglichstes um das geforderte Ziel zu erreichen. Der Frage: „Wie schaffst du das?“ weiß ich nichts zu entgegnen: Ich erkenne das Problem gar nicht.

Meine Ernährung ist mehr oder weniger strikt. Ich trinke Sojamilch, Wasser, Tee und Säfte (bevorzugt Apfelsaftschorle). Manchmal gönne ich mir einen Espresso, was aber auch sehr stark nachgelassen hat. Ich esse wenig Fleisch, in erster Linie Geflügel und Fisch bzw. Meeresfrüchte. Rindfleisch ist eine Seltenheit geworden, Schweinefleisch ein Tabu. Früchte sind fester Bestandteil. Schokolade, da esse ich meistens einen Riegel mit Vollkorn, selten mal Bitterschokolade. Milchschokolade, Gummibärchen und der Rest finden keinen Platz mehr. Ansonsten bilden Müslis, (Soja)puddings, Brot und Reis einen weiteren Bestandteil meines Ernährungsplans.

Durch meine Art und Weise des Essens, betreibe ich auch das Fasten mit einer gewissen Leichtigkeit. Mein Magen knurrt nicht, meine Kehle wird nur durch das häufige Telefonieren trocken. Aber hier wird mir eines deutlich bewusst: No es ningún mérito noble (es ist keine noble Leistung).

Es ist keine noble Leistung, weil es keine Leistung erfordert. Der erste Tag – ich gebe zu – war eine gewisse Umstellung. Ansonsten empfinde ich es nicht als Anstrengung: Erst heute war ich wieder 20 Minuten gemeinsam mit dem Hund meiner Schwester joggen. Ich war danach nicht erschöpft, auch wenn ich seit über 12 Stunden nichts mehr getrunken und gegessen hatte.

Ich möchte keine Bewunderung bei den Lesern hervorrufen, denn ich persönlich empfinde keinen Stolz für mein Handeln. Im Gegenteil, es stimmt mich sehr nachdenklich. Verzicht, das kann ich nicht bloß mit dem Fasten verbinden. Ich verzichte auch auf andere Dinge… und damit meine ich nicht die Kuhmilch…

Karl Lagerfeld, für mich besonders durch seine Eigenwilligkeit ein prägender Charakter, sagte einmal: „Für mich ist Einsamkeit der Höhepunkt des Luxus. Ich brauche Zeit für mich selber, sonst wäre ich nicht das, was ich bin.“ Auch für mich gilt das. Diese Sätze und andere sind es, die mich beflügeln, gleichzeitig aber auch an den Abgrund treiben – vor dem Abgrund muss ich mich nicht fürchten, meinen Flügeln sei dank. Mit diesen Gedanken beziehe ich klare Stellung zu zwei, für viele zentrale Werte: Liebe und Gemeinschaft. Ganz klar: Ich hasse weder Liebe noch Gemeinschaft, ich arbeite nicht gegen sie und hege keinerlei Pläne dieser Art. Ich unterstütze die Gemeinschaft, spende Geld und leiste Menschen seelischen Beistand. Dennoch pflege ich es, Abstand zu halten und nicht zu privat zu werden, zumindest nicht öffentlich offensichtlich.

Der ein oder andere wird sich denken: „Oh Gott, wie kann man so glücklick werden, ist das nicht schrecklich allein?“ Es gibt Momente, da geht es mir in der Einsamkeit nicht gut, doch in der Gesellschaft, da geht es mir noch schlechter. Es hat nichts mit fehlenden Möglichkeiten zu tun, auch was die Liebe angeht, gilt das nicht. Jeden Tag begegne ich Frauen, alle für sich begehrenswert, die ein oder andere auch an mir interessiert. Gott weiß auch, welche Unternehmungen ich veranstaltet habe; Zweisamkeit bei Kerzenschein, kein Einzelfall. Unzählige Zeilen darüber in meinem Tagebuch. Gedichte, die mehr als nur ein Herz gebrochen haben.

Ich versuche mich zu erinnern, an die Zeiten, in denen Liebe mehr als nur ein Gedankengang war, in greifbarer Nähe. Zarte Annäherungsveruche entflammen Herzen, schaffen Abhängigkeit. Trunken, nicht vom Wein, sondern vom Weib – ein wohliges Gefühl im Bauch, was bei mir aber schnell der ernüchternen Einengung weicht. Denn es bleibt nicht bei einem Spaziergang in mondener Nacht, sondern sucht seine Fortsetzung. Telefonate folgen, zerstören das sinnliches Verlangen durch Gespräche voller Floskeln. Was mir zu viel wird, ist dem anderen zu wenig. Wer außer mir sollte es verübeln? Wenn man den anderen liebt, will man jeden Atemzug gemeinsam verbringen. Andere bezeugen das in erster Linie durch den Austausch von Worten, für mich liegt die Ästhetik in simplen Gesten… Vielleicht bin ich auch nur gefangen in meiner eigenwilligen Welt, die sich von Gedichten, Melodien und Kunstwerken nährt.

Un romántico sin esperanza – ein hoffnungsloser Romantiker oder ein Romantiker ohne Hoffnung? Letztenendes, ojala, kann auch ich nicht die Zukunft bestimmen. Ich vertraue auf das Schicksal, möge Gott für mich entscheiden. Derzeit ist die Einsamkeit für mich der bestmögliche Zustand. Zugeständnisse oder Kompromisse kommen nicht in Frage. Die halbe Welt arrangiert sich mit den Umständen, für mich unerträglich.

„Die Beobachtungen und Begegnisse des Einsam-Stummen sind zugleich verschwommener und eindringlicher als die des Geselligen, seine Gedanken schwerer, wunderlicher und nie ohne einen Anflug von Traurigkeit. Bilder und Wahrnehmungen, die mit einem Blick, einem Lachen, einem Urteilsaustausch leichthin abzutun wären, beschäftigen ihn über Gebühr, vertiefen sich im Schweigen, werden bedeutsam, Erlebnis, Abenteuer, Gefühl. Einsamkeit zeitigt das Originale, das
gewagt und befremdend Schöne, das Gedicht. Einsamkeit zeitigt aber auch das Verkehrte, das Unverhältnismäßige, das Absurde und Unerlaubte.“

Thomas Mann, „Der Tod in Venedig“

Esel und Kamele

Vor kurzem bin ich bei P.I. über einen sehr interessanten Eintrag gestolpert: Im Namen Allahs: Sex mit Nutztieren in Ordnung. Ich war natürlich sehr erstaunt über die Aussagen, ging immer davon aus, dass Sodomie ein absolutes Tabu im Islam ist.

 

Beim Überfliegen der Quellen wurde mir klar, dass da etwas nicht stimmt. Zum einen ein angeblicher Ausspruch des Propheten Mohammeds (s.a.s) aus dem Sahih von al-Buchari, den es so gar nicht gibt und zum anderen aus Band 4 des Tahrir al-Wasilehs, einem Werk von Ayatollah Chomenei. Das Zitat finde ich besonders interessant:

„Ein Mann kann Geschlechtsverkehr mit Tieren wie Schafen, Kühen, Kamelen haben. Jedoch sollte er das Tier töten, nachdem er seinen Orgasmus hatte. Er sollte nicht das Fleisch an die Leute in seinem eigenen Dorf verkaufen; jedoch das Fleisch ins nächste Dorf zu verkaufen ist erlaubt.“ (Zitat aus Tahrirolvasyleh, von Ayatollah Ruhollah Khomeini; Band 4 Darol Elm, Ghom, Iran, 1990)“

Nun, die eine Sache ist das falsche Datum – das Tahrir al Wasileh erschien 1987 – das andere ist, dass es gar keinen 4. Band gibt. Stattdessen handelt es sich aus dem Zusammenhang gerissene Stellen der anderen Bänder.

An einer Stelle wird behandelt, wie mit einem Tier umgegangen werden muss, mit dem ein Mensch Sex hatte. Da das Fleisch und alle anderen Erzeugnisse (Milch, Fell, etc.) haram dadurch geworden sind, muss das Tier verbrannt werden und kann weder im eigenen noch in einem benachbarten Ort verkauft werden.

Anders verhält es sich mit einem Tier, welches in erster Linie zum Reiten und Transport dient: Dieses Tier darf in einem anderen Ort verkauft werden. Ändert nichts daran, dass der Beitrag von P.I. keinerlei Grundlage hat.

Im Islam ist Sodomie bzw. Zoophilie verboten. Belege aus dem Qur’an:

„Und Allah gab euch Gattinnen aus euch selbst, und aus euren Gattinnen machte Er euch Söhne und Enkelkinder, und Er hat euch mit Gutem versorgt. Wollen sie da an Nichtiges glauben und Allahs Huld verleugnen?“

Sure An-Nahl, Vers 72

Mit „aus euch selbst“ ist auch „von selber Art wie euch“, also vom selben Wesen gemeint.

„Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen, die in ihren Gebeten voller Demut sind, und die sich von allem leeren Gerede fernhalten, und die die Zakah entrichten und ihre Schamteile bewahren; außer gegenüber ihren Gatinnen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, denn dann sind sie nicht zu tadeln. Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen, die in ihren Gebeten voller Demut sind, und die sich von allem leeren Gerede fernhalten, und die die Zakah entrichten und ihre Schamteile bewahren; außer gegenüber ihren Gattinnen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen, denn dann sind sie nicht zu tadeln. Diejenigen aber, die darüber hinaus etwas begehren, sind Übertreter.

Sure Al-Mu’minun, Vers 1-7

Kritik am Islam, besser gesagt an der Ummah, hat seine Existenzberechtigung und sollte auch geübt werden, aber auf einer sachlichen Ebene. Ich erzähle nichts neues wenn ich sage, dass Politically Incorrect ganz andere Interessen und Absichten hat. Siehe: „Info in eigener Sache: politicallyincorrect.de verbreitet E-Mail im Namen von islam.de„. Die Aussagen im von mir kritisierten Beitrag erinnern mich an die Unterstellungen, die mit der Judensau zum Ausdruck gebracht worden ist.

Aus'm Versteck

Oh Mann, was waren das noch für Zeiten?

[audio:http://data.rhymeland-pfalz.com/dudes/AusmVersteck.mp3]

Und damals war EMT noch in Höchstform, kaum zu toppen, das Teil. Selbst der Freestyle von letzter Woche hält da nich mit (wir erinnern uns).

Vom Vereinsamen

Eine recht alte (etwa ein Jahr) autobiografische Kurzgeschichte. Es gibt noch viele andere aus dieser Reihe („Vom Tango“, „Vom Abend“). Viele werden sie vielleicht noch nicht kennen, weshalb ich diese zumindest präsentieren will. Sie ist zeitlos und wird es bleiben, ein Ausdruck meiner Gedankenwelt. Ich stelle sie als Einleitung vor für die nächste, die demnächst kommen wird.

Vom Vereinsamen

Wie jede Nacht sitze ich dort draußen, auf der Veranda, das Buch in meiner Hand. Mein Blick löst sich von den Zeilen und schweift in die weite Nacht. Nach oben zum Firmament blickend, beobachte ich das Sternenmeer. Zahlreich offenbaren sie sich mir im dunklen Himmelsreich, die herrenlosen Lichter der Finsternis. Vertieft in ihnen, ersehne ich mir nur ihre Nähe, ersuche ihre Gesellschaft. Ihr vereint allwo, ich hier ganz allein…

Förmlich wird mein Herz vom zerrenden Schmerz in die Tiefen meiner Seele getrieben. Erfasst von der Qual, verformt sich mein Gesicht zu seinem unheilvollen Antlitz. Meine Seele hat sich der Einsamkeit gebeugt, sie ist Herrin über meine Wunschträume geworden. Hat neben mir Platz genommen, um mir in meiner Weltentfremdung auszuhelfen. Ihr treuloser Atemhauch küsst meine Wangen, ihre bitteren Klauen schlingen sich um meinen Leib. Sie beginnt mit ihrer grotesken Begattung, wirbt um mein abspenstiges Herz. Widerstrebend versuche ich mich aus ihrer Umarmung zu lösen, möchte ihren widerwärtigen Liebkosungen entfahren.

Mein Blick treibt himmelwärts, zu den Gestirnen, den stummen Kronzeugen des Missbrauchs. Jammernd flehe ich nach Erlösung, doch meine Geliebte erstickt meine Bitte, treibt mir ihre schwulstige Zunge in den Rachen. Sie ist die gefräßige Gemahlin und ich ihr auserwählter Bräutigam. Fremd ist ihr mein Wohl, sie will nur ihren Hunger stillen, mich demütigen. Sie wünscht sich sehnlichst, dass ich vor ihr auf die Knie falle und mich ohne jegliche Gegenwehr ihren Trieben beuge. Sie überkommt mich in willenlosen Atemzügen. überfällt mich, während Wunschträume mich streicheln. Reißt den Verstand in die Untiefe, wenn ich in unwilligen Süchten treibe. In ihrer Gegenwart verrottet die Glückseeligkeit, hinterlässt nicht mehr als deren Vergänglichkeit.

Ihrer Ouvertüre hat ein Ende gefunden und geht über in den eigentlichen Akt. Ihre düsteren Schenkel knoten sich um meinen Unterleib, zieht sie mich näher an sich, schabt ihre Dornen von Händen tief in meine Haut, als wenn sie mich überziehen wollte, eine Vereinigung herbeisehnt. Rhythmisch stößt sie mich abwärts in die Verdammung, prügelt sich mit meinem Körper ‘gen ihre eigene Krönung. Jeder Taktschlag raubt mir einen Teil meiner Unschuld, hinterlässt in mir eine triefende Wunde. Mein Herz quält sich durch diese Begegnung, erweckt in mir den letzten Hoffungsschimmer… Die Einsamkeit rauscht durch diesen Teufelsakt, spürt ihre höchste Sinneslust in naher Ferne, obgleich mein Mut ihr jähes Ersterben beschwört.

Mein Augapfel gebärt sie zur Welt, den Ausdruck meiner Trauer, dem ich mich nicht entziehen kann. Langsam ziehen sie ihre Bahnen entlang meiner Wange, hinterlassen einen Dunst von Wärme an meiner Haut. Die Einsamkeit bricht ihren Höllenritt ab, verrenkt sich vor dem Funkeln der Tränen, in denen sich das Licht ihrer himmlischen Brüder spiegelt. Schmerzverzerrt wie ich es war, löst sie sich vollkommen von mir und verschwindet in der Finsternis, aus der sie kam.

Prioritäten

Vor etwa 2 Wochen ist mir auf dem Heimweg von der Arbeit eine Heuschrecke gegen die Wundschutzscheibe geflogen. Dieses Insekt nahm genau auf der Fahrerseite platz, es war mir während der Fahrt unmöglich, es von der Scheibe zu nehmen. Stattdessen musste ich langsamer fahren (auch auf der Autobahn), da ich a) das Wesen nicht verletzen oder töten wollte und b) vermeiden wollte, dass es auf dem grauen Asphalt der Bundesstraße strandet und dort sein Ende nimmt. Während der Fahrt gab es immer wieder Momente, wo ich um sein Leben bangte, aber ich schaffte es sicher nach Hause und konnte die kleine Schrecke in unserer Grünanlage aussetzen.

Am nächsten Tag, dieses Mal auf dem Weg zur Arbeit, passierte etwas ähnliches mit der Windschutzscheibe: DIeses Mal war es aber kein leichtes Insekt, dass Platz nahm, sondern ein Stein, der direkt auf meiner Seite einschlug. Er war von einem der beiden vorbeifahrenden LKWs gefallen und hatte einen Riss hinterlassen. Auch wenn der Riss bedrohlich war, war es mir egal – wie gewohnt bin ich zur Arbeit gefahren und habe mein Auto abgestellt. Kurzer Anruf bei der Versicherung über die weitere Vorgehensweise zu klären, anschließend zur Autoglaserei, wo ich mein Auto bis zum nächsten Tag gelassen habe. Nach Hause gekommen bin ich mit dem Zug – es hat stark geregnet, der Weg vom Bahnhof bis zu meinem Hause dauert ca. 30 Minuten. Natürlich hatte ich keinen Regenschirm dabei, denn ich hatte mit der Situation nicht gerechnet. Ich war aber froh darüber, denn es war ein schöner Moment, in den fallenden Wassertropfen…

Mein Vater, zeigte mir einmal wieder, dass 40 Jahre deutsche Bürokratie mit Denunziantentum, nicht an ihm vorbeigegangen sind und regte sich über den Steinschlag mehr auf als ich. Wenn’s nach ihm gegangen wäre, hätten die LKWs für den Schaden gezahlt. Mir war’s egal, ich hätte sogar alles gezahlt, was aber durch die Versicherung nicht der Fall war. An mir ging das alles mehr als spurlos vorüber.

Wäre der Grashüpfer am Tag zuvor während der Fahrt um das Leben gekommen, hätte es mir weit aus mehr geschmerzt, als der Steinschlag am nächsten Tag. Meine Scheibe ist kaputt gegangen und wurde ausgetauscht, mir selbst ist elhamdullilah nichts passiert. Wäre das Insekt gestorben, hätte niemand es austauschen können…

Nur ein kleiner Denkanstoß an all die Diletanten, mit denen ich auch im täglichen Leben konfrontiert bin. Leidenschaft an der richtigen Stelle. Ich achte sehr auf die Dinge, die ich ausführe, aber verschwende meine kostbare Zeit nicht mit unsinnigen Geschichten.

Was sind siebzig Jahre Lebenszeit verglichen mit der Ewigkeit?
Wozu Geld und Autos, wenn am Ende nur die Seele bleibt?

Kollegah – Sommer

Anmerkung: Grundsätzlich ist der Autor dennoch froh, wenn nichts zu schaden kommt, seien es Lebewesen oder Autos.

Degenerierte Seelen

In letzter Zeit bin ich sehr in meinen Arbeiten vertieft. Beruflich wie auch privat bin ich zugedeckt mit Pflichten. Versteht mich nicht falsch: Ich fühle mich nicht gestresst, sondern bin froh darüber: So kommt nie Langweile auf. Und Langweile ist für viele Menschen das Hauptproblem. Zumindest für die Menschen unseres Kulturkreises. Langweile gekoppelt mit vielen anderen Dingen. Schlagwörter: Vereinsamung, Leistungsgesellschaft, Materialismus, Fehlen von Werten.

”Wenn du die Einsamkeit nicht ertragen kannst, dann langweilst du vielleicht auch andere”, sagte einmal Oscar Wilde. Sehr treffende Worte, wie ich sagen muss. Ich bin strikter Einzelgänger, habe kaum etwas mit anderen zu tun. Zum einen, weil ich mit meinen Interessen kaum Anschluss finde, zum anderen, weil mir auch das schlichtweg das Interesse an anderen fehlt. Wo viele jetzt verzweifeln würden, dass als Problem sehen würde, gehe ich gelassen damit um, bin sogar glücklich mit meiner Situation.

Neulich habe ich etwas Interessantes von Coelho (”Der Alchimist“, „Der Zahir“) gelesen: Es ging dabei um japanische Koi-Karpfen, sicherlich vielen ein Begriff. Diese Fische passen ihr Wachstum der Größe Ihres Habitats an. In einem Aquarium werden sie nicht viel größer als 10 cm, in einem großen Teich dagegen bis zu einem Meter. Ähnlich verhält es sich mit uns: Menschen mit einem geringen Horizont nennt man nicht umsonst Kleingeister. Dabei hat es nichts mit Böswilligkeit zu tun: Viele sind sich dessen gar nicht bewusst. Viele Menschen gehen ein in ihren Problemen, dabei liegt es nicht immer an der Situation, sondern an der Sichtweise und den eigenen Fähigkeiten. Als Philanthrop bekommt man die Möglichkeit, tiefer in andere zu blicken. Dabei ist mir häufig aufgefallen, wie minderwertig sich viele sehen. „Das schaffe ich nicht.“ „Ach, das ist nicht so einfach. Ich kann es nicht so einfach tun.“ Weil man so festgefahren bzw. eingeschränkt in seiner Sichtweise ist, Bequemlichkeit durch innere Blockaden. Warum soll ich etwas ändern, anders an die Sache gehen? Es ist zum Scheitern verurteilt. Stattdessen rede ich mit meiner besten Freundin, löse damit die Lage temporär (durch Verdrängen), bis ich nächste Woche wieder mit Tränen einschlafe. Shit don’t stop till the casket drops: War es mit 17 der schlimme Ex-Freund, sind es mit 21 Probleme mit dem Studium, mit 27 der Beruf. Es wird sich wie ein roter Faden durch das Leben ziehen.

Probleme wird es immer geben, was wäre das Leben denn ohne sie? Man kann das auf und ab nicht vermeiden. Und der, der’s versucht, steckt irgendwann in der Identitätskrise. Ja, aber man versucht es gerne wieder. Flüchtet sich hinter die Dior-Brille, keiner wird die Tränen sehen. Denn mit einem Papi chulo an der Seite lebt es sich einfach. Er bringt die Kohle heim, ich gebe ihm dafür meinen Körper. Liebe braucht die Welt nicht, Geld sichert das Überleben. Ich habe so etwas am eigenen Leib erfahren, deshalb bin ich wohl etwas sensibilisiert. Nur, irgendwann denkt sich der Papi chulo folgendes: Du bist für mich wie die gestrige Tageszeitung. Am Morgen brisante Neuigkeit, gegen Mittag allseits bekannt und am Abend vergessen. Und so werden sie Nomaden der Liebe, grasen die Landschaft ab auf der Suche nach Sicherheit oder auch Geld. Traurige Tatsache: Manche machen das schon seit Generationen und über mehrere Kontinente hinweg.

Und dabei haben wir’s im Westen doch besser als andere. Reich sind wir, an materialistischen Dingen, aber arm an Geist und Seele. Es ist ein Hoffnungsschimmer, wenn Leute nach Gott suchen, doch viele flüchten sich lediglich in Gott. Gerade in schweren Zeiten sind Bibel und Qur’an eine große Hilfe, die dem Leben Tiefgründigkeit verleihen. Sind die Probleme wieder fern, ist es Gott auch. Oder aber, man ist als wiedergeborener Christ dem Fanatismus verfallen. Auch nicht zielführend, Stichwort kleiner Fisch.

Man muss kein Bücherwurm sein. Flucht ist nie eine Lösung. Konfrontation mit den eigenen Schwächen, Ängsten und Zweifeln lautet die Devise.

Abseits von Sushi

Wie bereits angekündigt, war ich gestern gemeinsam mit den üblichen Verdächtigen auswärts essen. Eigentlich hatten wir vor, etwas bei MoschMosch zu essen, doch leider hatte ich nicht reserviert. Schande über mich, wie blauäugig von mir zu denken, dass in Mainz nichts geht! Da blieb uns nicht anderes übrig, als spontan nach einer Ausweichsmöglichkeit zu suchen.

Fündig geworden sind wir in der Römerpassage: Etwas versteckt obwohl doch so zentral, liegt das Niko Niko Tei, ebenfalls ein japanisches Restaraunt. Die anderen waren etwas skeptisch, wir haben uns dennoch dafür entschieden und wurden alles andere als enttäuscht.

Die Atmosphäre war angenehm, man wurde warm begrüßt. Sehr sympathische Bedienung, die zwar nur englisch gesprochen haben (keine Angst, deutsch haben sie verstanden), doch für uns alle das letzte Problem. Obwohl ich es etwas kann und lerne, kam kein einziges japanisches Wort über meine Lippen. Nicht einmal ein „Domo arigato gozaimasu“, als man das Essen gebracht hat. Nächstes Mal bestimmt und dann die volle Ladung. Wenn’s nicht klappt: „Gomen nasai“.

Die Speisekarte hatte eine große Auswahl an verschiedenen Speisen, nicht bloß Sushi oder Ramen-Suppe. Namen kann ich nicht mehr nennen, auf jeden Fall haben mir meine Garnelen gemundet. Die Vorspeise von Norman (Gemüse-Salat) hatte einen leichten… wie soll man sagen… futuristischen Geschmack. Kaum zu beschreiben, auf jeden Fall lag’s nicht bloß am Sesam. Schade, dass es keine Saba (Makrele) gab, denn ich hätte gerne etwas Fisch gegessen. Obwohl’s mein erster Buch bei einem japanischen Restaurant war, habe ich nicht Sushi gegessen. Das hebe ich mir für nächstes Mal auf. Gemundet hat es mir, wenn mein Hauptgericht etwas eintönig war, lag aber eher an meinen Erwartungen: Obwohl Garnelen drin sind, ist das keine Paella! Zum Nachtisch gab’s Matscha-Eis (Grüntee-Eis), nicht ungewohnt, muss ich sagen. Anders als der Tee, vom dem ich nur mit Honig und Zitrone ein Freund bin.

Ich kann das Niko Niko Tei nur empfehlen, manche Bewertungen sagen sogar, dass es das beste japanische Restaurant in ganz Mainz ist. Die Typ von Stromberg und der von „Zimmer frei“ waren auch schon dort. ‚Tschuldigung, Namen kenne ich nicht, ihr wisst wen ich meine.

Hand auf’s Herz: Ich meine, wir hätten sogar unter der Brücke essenkönnen: der Abend wäre dennoch fruchtbar und gut gewesen. Tja, weshalb?Zum einen wegen der Leute, zum anderen wegen dem Projekt, welches wirbesprochen haben und jetzt in Angriff nehmen. Was es ist? Das an eineranderen Stelle. Definitiv was neues, hat nichts mit Musik zu tun.

Fuck hangin' with them phonies in the clubs

Ich habe einen äußert interessanten Artikel im Guardian gefunden:

Nightclubs are hell. What’s cool or fun about a thumping, sweaty dungeon full of posing idiots?

„Clubs are such insufferable dungeons of misery, the inmates have to take mood-altering substances to make their ordeal seem halfway tolerable. This leads them to believe they „enjoy“ clubbing. They don’t. No one does. They just enjoy drugs.“

True that, true that.

Der Artikel bringt genau meine Meinung zu Diskotheken und ähnlichen Etablissements auf den Punkt. Ich besuche solche Orte seit längerem nicht mehr, weil sie mich nur traurig stimmen. Für Gleichgesinnte definitiv Pflichtlektüre.

In diesem Sinne: Heute gehe ich erstmal mit Bekannten zum Japaner.

Kriegshandlungen

Tanguerrero trastornado; Wortspiel aus Tango (Tanz und Musikrichtung) und Guerrero (span. Kriegsteilnehmer, Soldat), trastornado (span. wirr, verstört).

Ich trage seit längerer Zeit ein Cevşen, einen islamischen Anhänger. Übersetzt aus dem persischen steht das Wort für „gepanzerte Kriegskleidung“ und fügt sich in meine Sichtweise des Lebens ein. Im Islam gibt es das Konzept des Dschihads (Al Dschihadu fi sabil illah, „die Anstrengung auf dem Wege Gottes“). Fälschlicherweise wird das Wort in erster Linie mit dem angeblich „Heiligen Krieg“ in Verbindung gebracht, den bewaffnenten Kampf gegen Ungläubige. Dschihad gilt als eine der wichtigsten Grundprinzipien im Islam, hat aber in erster Linie nichts mit einer kriegerischen Handlung zu tun. „Dschihad“ leitet sich von „dschahada“ und heißt „sich bemühen, anstrengen“ – das Wort, was militärische Handlungen beschreibt, heißt „qitap“. Das nur als kurze Erläuterung, um zwischen psychischen und physischen Handlungen zu unterscheiden. Genug davon, das hier ist ein seelischer und kein sachlicher Eintrag.

Viele Monate sind in’s Land gegangen, Dinge haben sich gewendet, wie die Jahreszeiten, ein Kommen und Gehen. Abgewechselt haben sich die Stimmungen, ruhige Zeiten, schwere Zeiten. Dennoch, das Ziel ist nicht erreicht, der Status quo ante ist noch in weiter Ferne. Ein Krieg herrscht in meinem Herzen, der nicht mit Waffen bestritten wird; auch nicht am runden Tisch der grauen Krawattenträger. Vielmehr ist er geprägt von einer Sehnsucht, die nur mit inneren Werten ihren Abschied finden wird. Romantik mag für viele mit roten Rosen, Zweisamkeit und Kerzenschein zu tun haben, dabei zeigen uns Romantiker der Zeit, dass es gerade die anderen Dinge sind: Die Blaue Blume, Einsamkeit und Kerzenschein.

Joseph von Eichendorff hat dazu ein wunderbares Gedicht verfasst, „Der Nachtvogel“.

Liegt der Tag rings auf der Lauer,
Blickt so schlau auf Lust und Trauer:
Kann ich mich kaum selbst verstehen.
Laß die Lauscher schlafen gehen!
Nur ein Stündchen unbewacht
Laß in der verschwiegnen Nacht
Mich in deine Augen sehen
Wie in stillen Mondenschein.
In dem Park an der Rotunde,
Wenn es dunkelt, harr ich dein.
Still und fromm will ich ja sein.
Liebste, ach nur eine Stunde! –
Sieh mir nicht so böse drein!
Willst du nie dein Schweigen brechen,
Ewig stumm wie Blumen sein:
O so laß mich das Versprechen
Pflücken dir vom stillen Munde:
Liebste, ach nur eine Stunde.
In dem Park an der Rotunde,
Wenn es dunkelt, harr ich dein.

Und kann ich nicht sein
Mit dir zu zwein,
So will ich, allein,
Der Schwermut mich weihn!

„Und kann ich nicht sein / Mit dir zu zwein / So will ich, allein / Der Schwermut mich weihn“ Ja, es ist ein Krieg, nichts anderes. Als wirrer Krieger der ich bin stellt sich die Frage, wer Freund und wer Feind ist. Gibt es überhaupt klare Unterscheidungen oder setzt hier bereits der Kampf ein? Sind meine Fundamente fest genug, meine Panzerung ausreichend? Warum eine Panzerung, ist eine Armee nicht effektiver? Führt mich die Richtung die ich einschlage zum Ziel oder doch nur zum Ende?

Wo bleibt die Zeit zur Selbstreflexion! Jeden Tag auf’s neue gilt es, zu bestehen, zu bestehen, zu bestehen. Wenn wir einen Krieg führen, was sind gute, was sind schlechte Handlungen? Welche Waffen sind erlaubt und welche nicht? Es ist nicht klar, auf welcher Seite wir selbst stehen und wer unser Feind ist. Am Ende werden wir alle verlieren und gewinnen.

Sei’s wie es ist: Selbst als wirrer, taumelnder Soldat bekenne ich mich schuldig für meine Kriegshandlungen. Das Kriegsgericht erwartet mich, ojala.

Und wenn es einst dunkelt,
Der Erd bin ich satt,
Durchs Abendrot funkelt
Eine prächtge Stadt:

Von den goldenen Türmen
Singet der Chor,
Wir aber stürmen
Das himmlische Tor.

Joseph von Eichendorff, „Der Soldat“