Wildnis

Aus der Ferne starren wir uns an
Bestaunen wir einander
Mein Anblick düster und fremd
Wie der Bergwald in der Dämmerung
Bin ich verhüllt im dicksten Nebel
Wildnis strömt aus jeder meiner Poren
Narben tiefe Kerben sind Spuren
in den schneeverwehten Forst
Doch du bleibst fern vor Angst
Warum, meine Liebe? Warum?
Nur weil ein kümmerlicher Dorn dich trifft;
der Ruf aus dem Dickicht dich aufschreckt
Schaust du aus der Ferne deiner Hütte;
betäubt in der falschen Traulichkeit
Meine Liebe, es raubt dir deine Sinne
Verborgen im tiefen Blätterrauschen
Versteckt in den Rufen wilder Raubtiere
Fallen Sonnenstrahlen durch die Baumkronen
Lichtspiele in denen Nachtigallen tanzen
Schimmert der Bergbach geziert vom samten Moos
An dem die schwarze Fähe ihren Wurf innig bettet
Inmitten verwitterter erhabener Bergahorne
Schlägt der Edelhirsch Himmelsspuren
Unberührte Waldanemonen und Lichtnelken enthüllen sich
Hier, liegt mein Begehren
roh und ungeboren
Meine Liebe, bleib bei mir,
verwandeln wir uns
wie der Frühling diesen Wald

José David da Torre Suárez

 

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Auf der anderen Seite

Wir saßen am Fluss, in dem sich die Lichter der Stadt spiegelten wie ein Gemälde Van Goghs. Auf der anderen Seite küssten Lichter das Wasser, während wir hier saßen in der kalten Nacht. Deine Worte öffneten, sanft und leise, den lichtlosen Abgrund in dir. Mit jedem Wort und jeder aufkommenden Träne breitete sich diese pechschwarze Lache über allem aus und ich wünschte, mein Schwert hätte gereicht. Ich konnte sehen wie das, was nicht werden sollte, verdrängt wurde von einer schwarzen Gestalt, dessen Brüder zu lange in mir gehaust hatten. Mein Körper war angespannt, Blut schoss mir durch die Adern und ich ließ geschehen. Mit aller Kraft hörte ich einfach nur zu, denn es gab keine Worte. Wollte, dass der Dämon von dir ablässt, ich triefend bin vom Petroleum, bereit aufzugehen wenn es dir hilft. Bis mir klar wurde, dass ich in meinen Händen kein Schwert hielt, sondern die Schippe und lange genug den Graben ausgenommen hatte, in dem es jetzt liegt. Weiterlesen…

Regenbogenschwarz (Dritte Nacht)

Es war 8 Uhr abends in Salims Bar. Emiia war bereits seit drei Stunden da und hatte die Universität erfolgreich hinter sich gebracht. Spätestens als sie hier gewesen war und sich umgezogen hatte, die schwarze Schürze umgelegt hatte, war die Maske wieder aufgesetzt. In ihrer Sturheit hatte sie geglaubt sie könnte es machen wie mit ihrer Vergangenheit, alle sentimentalen Gefühle ersticken konnte. Förmlich, so hatte sie es sich ausgemalt, wie in eine Kiste hatte sie alles hineingelegt und unter der Erde begraben. Und sie glaubte es würde ihr gelingen, so wie sie schon die Schmerzen der Kindheit verscharrt hatte. Wie viel Überwindung es sie gekostet hatte und wie sie sich selbst Mut zusprach; denn tief in ihr war es so gewesen, als hätte sie ihren Schosshund zum Sterben an einem verschollenen Autobahnrastplatz ausgesetzt. Zwischen den Bestellungen von Weizenbieren, Branntwein und Roséweine wollte sie verdrängen; wenig Zeit finden um die Maske abzusetzen. Mittwoch Abende wie dieser waren eher mäßig. Es war nicht viel los und die Gäste waren erträglich. So ruhig, dass Salim den Tag oft nutze um im Hinterzimmer den letzten Monat nachzurechnen, Bestellungen aufzugeben und manchmal um einfach gar nichts zu tun. Er ließ Emilia an diesen Tagen freie Hand. Weiterlesen…

Unsagbare

Reite auf dem Rücken der Nacht
Durchtränkt von Dunkelheit
Schlage die Zeit tot und
jage nach Unendlichkeit
Es ist als ob ich tausendfach
die verdammte Welt rette
Aber nichts erreiche
ohne dich wertlos
Schreie in den schwarzen Raum
Stumm wie ein betäubender Albtraum
Meine zerschlissene Rüstung eismatt aus
Leichenweissem Palladium
Perlmutternem Bismut
Kohleschwarzem Wolfram
Zeugt von meinen Missetaten
Unsagbar
Verlogener Schutz der das
Pochen in der Brust verschleiert
Mein Herzklopfen sendet Morsezeichen
Die du nicht entzifferst
Enigma meiner verlorenen Sehnsucht
Unsagbar
Ich liege in der schwarzen Nacht und
eine Spur deines wunderbaren Wesens
Das Bettlaken wird zur
mondblassen Paradiesblüte
Aus flimmernden Staubkörner
werden göttliche Funken
Nektar der meinen Durst stillt
Küsse mich wie die fernen Schneefelder
von der ersten Sonne geküsst werden die
glitzernd schmelzend brechen
Wenn ich dich erfasse unsichtbare
Wallt in mir eine Inbrunst auf
Abertausende Schrecken erlegt
Nie zurückgeschreckt
Doch jetzt unbegreifbare
Rafft es alle meine Soldaten nieder
Auf dass sie dich huldigen
Typhus in meinem Herzen
Rede ich mir ein denn
Bin ich Dir nah ist das verrottete Schlachtfeld fern
Streife ich den glanzlosen Panzer ab
Werfe mein ehrenloses Schwert fort
Ein Wort deiner Stimme heilt mich
Fegt das Kriegsdröhnen davon
Hüllenlos vor Dir auf meinen Knien
Will dich erkunden wie nichts zuvor
Zwischen deinen Wangen liegen
Auf deinen Hüften wandern
In deiner Brust ertrinken
Unsagbares tun
Lasse mich von Dir erobern und
bin bereit zu sterben in der Vereinigung
Führ mich zurück zum
selbstlosen Urwesen
Unsagbare

Unsichtbare

Ich stehe vor dir
In meiner besten Uniform
Nachtschwarz wie ein Schatten
In den ich alles stelle
Alle anderen außer dich
Kragen stehend, zugeknöpft
Stalins Divan bis zum wallenden Bart
Auf dass kein Schwert mich trifft
Doch du triffst mich
Mein bestes Parfüm aufgelegt;
Herznoten von
rotem Jade,
weißem Moschus,
grauer Ambra
Vertreibt nicht den eisernen Gestank nach
Scharlachrotem Blut und
lichtlosem Stahl auf meiner Haut
Dein reiner Duft tut es
Gleich der Blüte in der Blumenwüste
Mein Herz zerberstend
Wie ein Attentat
Größtes Kriegszittern in mir und
aus meiner Brust strömen
Trauermantel,
Argus-Bläulinge,
Violette Feuerfalter
Unsichtbare Balz eines Vagabunden
Für alle Frauen dieser Welt
Habe ich die größte Liebe
Unsichtbare
Einzig dich begehre ich
ein entlegenes Paradies
Bleibt diese Liebe unberührt
Eine Geste von Dir
wie ein Peitschenhieb
Reißt tiefste Täler in mich
In denen das Leben blüht
Bedingungslose Liebe
Eingehüllt in deinem Wesen
Gleich Frau oder Mann
Auf allen vieren hingeworfen
Führst mich zurück zum
Ursprung allem
Unsichtbare

Unbegreifbare

Schreite in den Raum – siehst du
Kastanienbraune Hundeaugen
Onyx schwarze Haare wie vom Ruß getränkt
Aus der Hölle der ich komme
Holzbrauner Bart herabfallend wie Algen
Aus der Tiefsee der ich komme
Halte alles zurück was diese Nacht
Für eine Schlacht in mir zurückgelassen hat
Achtlos verwischtes Blut geronnen
Abendrote Schminke eines Barbaren
Kenne nur kalten Stahl und Silizium
Doch du kannst nicht erahnen
welche entfernten Triebe du in mir weckst
Die kein Krieg zu vermögen schafft
Randvolles Begehren bis zum Seelengrund
Bleibt in mir die größte Ehre für dich
Meine Muskeln pulsierend wie Feuerquallen
Mein Atem stockt wie ein Ertrunkener
Stehe still für dich denn
Meine Zunge spricht viele schöne Sprachen
Doch kein Wort wird dir gerecht
Ich bin kein Held, für dich
scheitere ich, opfere ich
Jedes Mal unendlich,
Wellenschlag gegen die Klippen
Dass nur noch Gischt von mir bleibt
Denn wenn ich dich erblicke sind
Deine Augen Prismen dieser Welt
Aquamarine Ozeane
Malachitgrüne Wälder
Topalbraune Berge
Und ich kannte nur die quarzgelbe Wüste
Dein Duft wie die erste Hyanzynthe
Die der Frühling schenkt
Heiligtum
über den Wipfeln meiner selbst
Setzt dich auf mich und thronst uns
Kehrst mein äußeres in unser innerstes
Zerstreust die Urfeste des Seins
Unbegreifbare

Zwischenspiel

Du bist aus meinem Herz gefallen
Ich konnte nichts dagegen tun
Du bist aus meinem Herz gestürzt
Ich konnte dich nicht ergreifen

Schmerz der unter der Brust pocht
Lange gewunden habe ich mich
Gewühlt in diesen Wunden
Nicht anders ist es dir ergangen

Doch es ist gleich was mit uns ist
Denn es treibt der Teufel
Er schmeißt die dunkle Kohlen
Damit das Feuer weiter heizt

Du hast nur angestarrt eine Mauer
Geziert im Kleid des Efeus
Beeindruckt von plumper Blüte
Gekrönt von Stacheldraht

Mir und dir hat Kraft gefehlt
Dir, um Mauern zu erklimmen
Mir, um das Gemäuer einzureißen
Mit letzter Kraft nur uns entrissen

Sei glücklich, Paradiesvogel, sei frei
Du bist dem Käfig entkommen,
dein Gesang ist längst verdrängt
und die nächste kommt geflogen

Gleich ob Schwester oder Mutter,
Geliebter von gestern oder heute
Ihr seid aus diesem Herz gefallen
Und ich wollte nichts dagegen tun

Wunderbare

Wunderbare 
Betrittst du den Raum und 
meine wilden Augen erblicken dich 
Flammt es in mir und 
Meine Rüstung verglüht
Dein Klang und  
mein Schlachtruf verstummt 
Deine Lippen richten 
Worte an mich 
die mich entwaffnen 
Aus dem Lauf meines Sturmgewehrs
Feuerrote Nelken
die das Licht der Welt erblicken 
Rosen schneeweiß 
Die Flagge die ich hisse
Alles für dich wunderbare 
Deine Haare und 
ich verloren in ihrem gold silbernen Glanz
Rettendes Tau 
Aus diesem Schlachtfeld 
Deine Hand umspielt meine Narben und 
lässt alle Kanonenkugeln
spurlos hinter sich 
Lanzarett in deiner Mitte 
Wunderbare 
Dein Wesen und
der Sprengstoff in mir entschärft 
Dein Lachen erfüllt und 
lässt mich klein werden 
frei jeder Bedrohung
Meine roher Wille bricht
Wie die geborenen Sonnenstrahlen am 
ersten Morgen des Sommers
auf den Wellen des Ozeans 
Mein Heulen wird zum Stillen und 
Der Berserker stirbt 
es kehrt etwas wieder, 
wertvoller als der Frieden
Dein Kuss schenkt mir
Urvertrauen
Wunderbare

 

Dein Ruf

Wenn du mich rufst, werde ich die Nacht durchqueren. Werde jede Schlacht schlagen, bis zum letzten will ich gehen. Dich retten, egal wie widrig es sein mag. Denn dein Antlitz ist tief in mir. Ich würde mir die schwarzen Schwingen herausreissen; Feder für Feder. Jeden Schmerz ertragen, den du vergessen lässt. Die Dämonen im Nacken abschütteln und niederschlagen, auf dass sie für dich verschwunden sind. Dort auf dem Feld stehe ich; egal ob alles andere um uns gefallen sein wird. Werde dich in meinem Armen halten; deine Wunden heilen vor meinem zerrissenen Körper. Ich will dich ehren wie ich nichts zuvor gehuldigt habe, du bist das, was mein wildes Herz zähmt und in Ruhe pochen lässt.

Doch da ist kein Ruf, der zu mir dringt durch die endlose Dunkelheit. Nur das Gewirr der Dämonen, die das Unheil anrufen. Nur schwarze Flügel an mir, die schwer wiegen und mich am Boden halten. Keiner kann es sehen durch meine Augen; denn ich bin stark. Ich bin ein Held, der alle davor schützt, was dort ist. Wie der Atlantik an der Todesküste; atemberaubend aus der Ferne, doch nah zu wild und kalt. Unzählige sind in meinen Fluten umgekommen; ohne mein Zutun. Statt dir, meine Königin, ist da nur Elena, die verruchteste Hure von allen. Die sich mir und meinem wilden Herz darbietet.

Ich kann es dir nicht verwehren; denn ich bin nicht der sonnengetränkte Südpazifik. Kein Sandstrand. Wiege schwer dahin; während alles andere leicht ist. Was habe ich dir zu bieten? Felsen, Algen, eine Flaschenpost? Etwas, was dir die herzlosen nicht geben können; wertvoller als jeder Edelstein: mein funkelndes Herz, meine unaufhaltbare Liebe, die ich selbst nicht kenne. Ein reines Herz in dem alles verborgen ist, jenseits von gut und böse.

Rufe nach mir. Du wirst alles durchdringen. Jede meiner Fasern wird dich erwidern. Lass mich spüren; erwecke mich. Erwähle mich aus all diesen herzlosen. Für dich nehme ich alles auf. Lass dieses Pochen nicht in weite Ferne ziehen. Oder sei du es, die mir die Absage erteilt, sodass ich ziehen kann.