Bei meiner Lieblingszeitung DIE ZEIT gibt es wieder einen sehr interessanten Artikel zur Obdachlosigkeit in Deutschland bzw. den Industrieländern:
„‚Burkina Faso ist ein Entwicklungsland, aber nur Narren essen und schlafen draußen‘, singt Zêdes, ein Sänger aus Burkina Faso, in einem seiner Lieder. Tatsächlich gibt es keine Obdachlosen in Zêdes‘ Heimatland – obwohl es zu den ärmsten Staaten der Welt gehört.
In Westeuropa dagegen leben Menschen Tag und Nacht auf der Straße. Sie schlafen auf Kartons, in Einkaufsstraßen, auf Parkbänken.“
Dazu wurden Interviews mit Obdachlosen geführt (als Audio verfügbar), besonders fasziniert hat mich Frank, der nicht nur seine Wohnung, sondern seinen guten Job samt Frau aufgegeben hat und sich jetzt besser fühlt.
„Warum ich auf der Straße bin? Weil ich keine Lust mehr gehabt hab‘ zu Hause zu wohnen. Ich hatte eine Wohnung, ich hatte eine Frau, hatte eine Arbeit. Meine Frau hat mir 30 Jahre lang das Leben zur Hölle gemacht. Das hat mich auch mal ein Polizist gefragt vor zwei Monaten, weil ich so locker und gelöst war hat er mich gefragt: ‚Fühlen Sie sich wohl da wo Sie jetzt sind?‘ Da habe ich gesagt: Ja ich fühle mich hunderttausend mal wohler wo ich herkomme.‘ Kann man nicht versehen, das werden Sie auch nicht versehen. Ich habe einen Beruf gehabt, 2800 Euro netto verdient. Und heute verdiene ich fünf Euro netto am Tag – wenn ich Glück hab‘. Aber ich fühle mich hier wohler. Ich hab‘ hier Freunde, ich kann hier tun und lassen was ich will, ich kriege nichts vorgeschrieben. Nicht was ich anziehe, nicht wo ich hinzugehen hab‘, gar nichts. Wie meine Frau das gemacht hat. Die hat sogar für mich die Kleidung gekauft. Ich konnte mir nicht einmal ein paar Strümpfe kaufen, ohne dass Sie ihr OK gegeben hat.“
Ich bin sehr erstaunt von dieser Aussage, denn bei den anderen Interviewpartnern klang es eigentlich anders. Ich selbst habe eine kurze Zeit auf der Straße gelebt, aus mehr oder weniger freiwilligen Gründen und weiß auch anderes zu berichten. Gerade Bahnhöfe, die oftmals als Unterschlupf dienen, sind zugleich eine gefährliche Sache. Wer wirkliche Freiheit sucht, wird diese nicht auf der Straße finden. Wer sich von seiner Frau diktieren lässt, was er anzuziehen hat, sollte eher in Erwägung ziehen, die Beziehung zu beenden. Jetzt muss er zum Mitternachtsbus der Diakonie und sich essen zu holen.
Ich finde es sehr krass, wie sich diese Person entschieden hat. … Ich persönlich bin auch der Meinung, dass man keine Freiheit hat, sobald man auf der Straße wohnt. Man ist immer noch abhängig von Menschen und Geld um zu überleben.
..naja, ich hatte meine zeit auf der strasse, aber damals hatte ich das mehr oder weniger als abenteuer empfunden, und es waren nicht nur einige tage…
hete, etwas älter, muss ich zugeben, dass meine äuseren umstände nur soweit einfluss auf mein befinden hatten, wie ich es zuliess. man kann also auch mit ein wenig luxus glücklich sein 🙂
Sicher, es kommt auch auf die Gründe an, weshalb es jemanden auf die Straße treibt.
Bei mir war die Alternative nicht gerade rosig, weshalb ich mich kurzfristig für diesen Weg entschieden. Zu diesen Zeitpunkt war meine Seele bereits in einem desolaten Zustand. Wahrscheinlich fühlt er sich tatsächlich wohl mit seinem jetzigen Leben, was es für ihn eine Besserung (?) ist. Für mich galt das nur zu einem Teil, weil mich immer wieder die Vergangenheit eingeholt hat.
Du warst mal auf der Straße?!
Ich kann mich in die Lage dieser Personen hineinversetzen, manchmal möchte man gerne ausbrechen und alle Verantwortung von seinen Schultern genommen haben, nur noch für sich selbst da sein.
Wenn sie diesen Weg gewählt haben und damit glücklich geworden sind, ist das schön für sie.
Ich könnte mir so ein Leben für mich nicht wirklich vorstellen, ich wollte das nicht. Der Sicherheitsaspekt ist ganz klar, aber ist es wirklich so schlimm, ist die Kriminalität so groß? Ich bin wohl ein hoffnungsloser Gutmensch und Optimist.
Ja, aber nicht freiwillig um irgendeine Freiheit auszukosten. Waren fast 10 Tage, vor ungefähr 3 1/2 Jahren war das. Vertiefen will ich es aber nicht.