Es hat eine gewisse Ironie, dass ich dies hier veröffentliche. Denn der eigentliche Adressat versteht die Sprache in der ich verfasse nicht. Glaubt das Internet zwischen Uranus und Super Nintendo. Ganz zu schweigen davon, was es mit Blogs auf sich hat.
Selbst, wenn ich dies in der Sprache meiner Ahnen hinterlassen würde, nur ein Teil würde wirklich verstanden werden, weil die Tiefe dessen nur in Fragmenten klar wäre. Weil er – nein tú, Kind von Bauern, nur begrenzte Möglichkeiten erhalten hast. Deshalb, lasst mich persönlich werden und nicht von ihm in der dritten Person sprechen. Das ist keine Abrechnung; das ist kein Nachruf. Ojala, ist es noch ein Weg, der dir zu gehen bleibt. Und ojala, verhallt mein Kleinod an dich nicht in der Leere des Seins.
Man kann es drehen und wenden wie man will. Quintessenz, die bleibt: Du hast mich gebrochen.
Zerissen in einzelne Teile, wie es meine nackte Existenz nie erwartet hätte.
Und wie das so ist, wenn man Scherben wieder zusammensetzen will, wird es nicht mehr so, wie es einmal war. Leider hat es nicht gereicht, Bruchstücke hinterlassen zu haben; nein es wurde wiederholt an anderen; wurde wiederholt an mir. Und die Risse wurden ergänzt um Kratzer, anderen Schandtaten. Leider reden wir nicht von Spiegeln oder Gläsern, sondern von der Seele und dem Körper. Seele und Körper eines Kindes.
Kann es nicht ergründen; selbst nach all diesen Jahren. War es der eigene Schmerz, der dich hat blind werden lassen? Zu sehr betäubt von den Nervengiften, die mich anwidern? War nie in der Situation wie du; meine Heimat zu verlassen, im Glauben, zum kurzweiligen Gast zu werden. Mich einzufinden in einem Land, in dem man mich nicht versteht und sich nicht für mich interessiert. Ich mich innerlich aufgebe, es meinen Kindern besser zu machen. Migrantengeschichte. Ist es das wirklich? Hast du je überhaupt so gedacht? Tausend Zeilen und noch mehr Gedanken können es nicht beantworten.
Die Scherben und Risse sind in Wirklichkeit Wunden und Narben. Manche davon kann man sehen. Andere hingegen nicht. Am Herzen, der Seele und all dem, was Teil unserer Mystik ist.
Wunden und Narben wurden zu Kriegsabzeichen und Orden. Guerrero trastornado war der Rang, erlangt im Krieg um den Scherbenhaufen. Und irgendwann, war da dieses Gewehr mit der Rose im Lauf. Und nicht nur einmal habe ich auf dich geschossen; selbst wenn die Dornen Teil des Rückstoßes waren.
Narben und Wunden waren das rote Tuch für den braunen Stier, das Aas für den schwarzen Raben, das Wild für den weissen Wolf. Schwimmflossen in der Tiefsee. Raumsonde in der Ferne des Weltalls. Durftmarke der blauen Blume. Wachs für die Kerze in der Nacht. Viele dieser Episoden sind Nahrung gewesen für Tagebucheinträge, die zum Teil hier veröffentlicht sind.
Ich weiß wie sehr es dich – oder die Geister die dich besessen haben – an der Ehre gepackt hat. All die Brüche nicht gereicht haben. All die Zeichnungen in und auf mir für mich zur Zierde geworden waren. Es hat nicht ausreichen wollen, um zu vernichten was ich bin. Stark bin ich geworden, wurde vorbereitet; selbst wenn meine Jugend wirr und kurz war.
Es wäre frei von jeglicher Reflexion etwas anderes zu sagen: Das Schlachtfeld kennt keine Gewinner und meine Expeditionen haben weder zum Ende noch gar zum Ziel geführt.
Muss zugegeben: Trage zwar viele Existenzen in mir und habe vieles erlebt – dennoch hast du mir etwas genommen, etwas Grund und Boden geraubt, in mir aufzukeimen. Verdrängt von der Härte, die Panzer war in den Schlachten, die ich schlagen musste. Weil es nicht mit den Scherben belassen werden konnte, mussten einige von ihnen zu Kristallen zetreten werden. In einer dieser grauenvollen Nächte.
Das was da nicht da ist … me falta. Kann nich ersetzt werden vom Sternenstaub, den Muschelschalen, Patronenhülsen, blauen Blütenblätten, Eiskristallen und Nachtfaltern, die ich auf der Flucht gesammelt habe. Als ob ich blind, taub und stumm geworden bin für etwas.
– Fortsetzung folgt –
Dein Name sollte übrig bleiben
Im Anschluss an den Trümmern
sollte nur dein Name übrig bleiben
ein Rätsel hinter den Spiegeln
Stärke hinter der Einsamkeit
ja, nur dein Name sollte übrig bleiben
und zermalmendes Heimweh
Geh davon aus
ich hätte nie geweint
hätte nie mein Herz in Flammen geworfen
nachts nie die Untreue umarmt
und geh davon aus
alle Gedichte hätten nicht deine Augen
und alle Lieder nicht deine Haare widergespiegelt
Nimm an,
dass weder ein G-Moll
noch eine Buselik mir in den Sinn gekommen
und dein Name nie
wie ein Klümpchen Blut durch meine Adern geflossen wären
Ja zu Feuer
Ja zu all der Beraubung hinter der Angst des vergeblichen Flehens
Ja zu den giftigen Dämpfen des Verlustes
Ja zum Vergessen
Ja zu deinem Namen zwischen all den verdammten Seiten,
und der Einsamkeit eines Mannes auf überfüllten Straßen
Diese Liebe ist etwas RAU
und birgt den Geschmack von Tränen
Sie verbringt jeden Abend mit den Veilchen am Fenster
Berge wurden erst spät versetzt
und die Wollweber warfen ihre Wolle weg ohne jeglichen Bedacht
Geh du davon aus
meine Liebe wäre unter der Erde begraben
meine unvergängliche Liebe
Und wisse, als ich dich liebte
regnete es in dieser Stadt
Als ich dich liebte…
Trennung war so schwer wie Blei
so schwer wie dein Lachen
so sehr Heimsuchung für mein Leben
Zuletzt sollte im Anschluss an die Trümmer
nur dein Name übrig bleiben
ein Rätsel hinter den Spiegeln
Stärke hinter der Einsamkeit
ja, nur dein Name sollte übrig bleiben
und zermalmendes Heimweh
Verzeih mir
Es ist zu früh, um zu verlieren und zu spät, um zu lieben
Ahmet Hamid TANPINAR