Bruchzeichen

Hörst du meinen Sprengruf, meine Liebe?
Wie er durch den ganzen Wald dröhnt
Seine Druckwelle reißt alles entzwei
Hinterlässt nur Schatten und Tod
wie die große Zarenbombe
Selbst in der sengenden Sommersonne
Trage ich meine dichte Winterpracht
Die 66 Enden meines schiefergrauen Geweihs
geziert vom silbernen Wolfsspross
Berstende Krone aus der Hölle
Meine Lichter schenken der Nacht die Sterne und
mein staubender Windfang die Orkane
Schützin, selbst mit deiner schweren Armbrust
Durchbricht dein goldener Schuss
Nicht mein bleierndes Gerippe
Sei keine Aasjägerin
Ich schlage mit letzter Kraft
Himmelsspuren an Baumstümpfen
Kirchgang zu meinem fährtenlosen Wundbett
Malepartus des sterbenen Waldgeistes
Wartend auf den Fangschuss
Deine kalte Waffe für
mein brennendes Herz

Madrigal für den Tod

Du hast Angst vor dem Tod
Ich kenne ihn besser als jeder Priester
Der Sensenmann und ich haben gestern
meine Träume ausgetrunken bis
er unter dem Tisch lag und ich
habe heute noch großen Durst
Stille ihn an deinen
warmen Augen und
esse von deinem Glanz
Komm mit mir und
der Tod geht ein vor
unserer Unendlichkeit

Regenbogenschwarz

Os bares estão cheios de almas tão vazias

Erste Nacht

Es war ein verregneter Donnerstag Abend. Einer dieser unberechenbaren Frühlingstage, an denen das Wetter umschlug, Kopfschmerzen hinterließ. Sie wollte sich eine kurze Verschnaufpause gönnen, den Moment nach dem Regenfall im Innenhof genießen. Die Luft war erfüllt von Petrichor und sie liebte es, in diesem unwirklichen Moment zu stehen. Der Lärm der Großstadt im Innenhof war gedämmt; nur das Knistern ihrer Zigarette war zu hören. Doch es blieb ihr wenig Zeit in diesem Augenblick zu verweilen, denn der Regen trieb die Menschen in die Etablissements. Die Tür zum Hinterhof riss mit großer Wucht auf; Salim blickte sie mit seinen großen mandelbraunen Augen an und ohne viele Worte wusste sie, dass es Zeit war wieder an die Arbeit zu gehen. Weiterlesen…

Zwischenspiel

Du bist aus meinem Herz gefallen
Ich konnte nichts dagegen tun
Du bist aus meinem Herz gestürzt
Ich konnte dich nicht ergreifen

Schmerz der unter der Brust pocht
Lange gewunden habe ich mich
Gewühlt in diesen Wunden
Nicht anders ist es dir ergangen

Doch es ist gleich was mit uns ist
Denn es treibt der Teufel
Er schmeißt die dunkle Kohlen
Damit das Feuer weiter heizt

Du hast nur angestarrt eine Mauer
Geziert im Kleid des Efeus
Beeindruckt von plumper Blüte
Gekrönt von Stacheldraht

Mir und dir hat Kraft gefehlt
Dir, um Mauern zu erklimmen
Mir, um das Gemäuer einzureißen
Mit letzter Kraft nur uns entrissen

Sei glücklich, Paradiesvogel, sei frei
Du bist dem Käfig entkommen,
dein Gesang ist längst verdrängt
und die nächste kommt geflogen

Gleich ob Schwester oder Mutter,
Geliebter von gestern oder heute
Ihr seid aus diesem Herz gefallen
Und ich wollte nichts dagegen tun

Obscuridad

Du bist das Unheimliche, nicht erreichbare, in das ich mich zurückziehe wenn alles in Kriegstrümmern liegt. Du bist der dunkle Raum, in dem ich nur durch mein Funkeln sehen kann und mir dessen Kraft bewusst werde. Du bist der wahre Krieg, den ich schlage und der mich ablenkt von der Schlacht dort draußen. Du bist das kalte Laternenlicht, in dem ich mich Motte verliere. Der letzte Zug beim Bankdrücken, der meine Muskeln versagen lässt und mich zitternd zusammenbrechen lässt, obwohl ich es für erreichbar hielt.

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Turno de dia (Mutilado de guerra)

Pepe, irgendwann wusste ich: das alles hat jetzt ein Ende. Die Schlacht ist geschlagen. Auf zu neuen Ufern, denn die blaue Blume findest du nicht zwischen Blindgängern und Gewehrsalben. Es. blieb mir nichts anderes, als auf dieser wackligen Nussschale in die raue See zu stechen. Bis auf den Grund des Meeres bin ich gesunken und habe in der Tiefsee mein Glück versucht und mich dort verloren. Wieder aufgetaucht und durch die Eiseskälte von Wölfen gezogen worden; schneeverweht in weissen Nächten, die den Tag so fern halten.

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Cambio de turno (Combatiente joven)

Pepe, der Weg bis hierher, er war voller Entbehrungen und Elend. Als du damals begriffen hast das ist la guerra und du in ihr. Das war wichtig. Als dir klar wurde, dass du an die Waffe gehen musst, weil sie sonst dich und alle untergehen lassen. Es war notwendig. Ich weiß Pepe, wie schwer es dir fiel abzudrücken und dir selbst eine Stimme zu geben, Kriegstelegramme mit der Brieftaube um die Welt. Doch es wäre heute nicht so geworden.

Lo siento Gracias a ti.

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Turno de noche (Niño soldado)

Sabados. Samstage waren die dunkelsten Tage. Pepito, erinnerst du dich noch an diese Samstage? Wenn in der televisión spanische Abendunterhaltung lief und du dich diesen Bildern hingabst? Als wenn es überdecken konnte was sich im Wohnzimmer abspielte. Du lächelnd von den Darbietungen, während el hombre auf dich niederprasselte. Die Bilder der Flimmerkiste verdrängen sollten, während er dich in die Ecke drängte.

Lo siento.

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