Gebannt beobachte Karim das Schauspiel, was sich vor seinen Augen abspielte. Mit seinem schwarzen Gewand und dem Turban konnte man ihn zwischen all dem Schutt und Müll nicht erkennen.

Vor ihm sah er einen Trupp der Legion, bestehend aus zwei Kreaturen und einer handvoll Cyborgs. Sie gingen durch die engen Gassen der Slums und beobachteten jeden Bewohner misstrauisch. Die Menschen waren das alles bereits gewohnt. In Wirklichkeit nahmen viele gar nicht mehr wahr, was sich vor ihnen abspielte. Der saure Regen, der besonders in dieser herbstlichen Jahreszeit sehr oft nieder prasselte, hatte sie betäubt. Überall sah man die Spuren: Nicht nur die Bauhütten waren bereits zerfressen und perforiert, auch die Menschen waren nur noch Schatten ihrer selbst. Ihre Körper waren übersät von Wunden, Narben und Flecken. Teilweise sah man die nackten Knochen, Gliedmaßen fehlten den Bewohner und wurden durch Elektroschrott ersetzt. So kam es vor, dass manch einer mit einem Wasserrohr als Beinersatz durch die Gegend humpelte. Aber das war alles egal, denn eine Seele hatten viele Menschen nicht mehr, wenn man sie noch Menschen nennen konnten. Zerfressen von den Schmerzen, die sie in sich trugen. Der Tod war das verheißungsvolle Ende, doch selbst der Suizid kam vielen nicht in den Sinn. Sie lebten apathisch vor sich hin, auf der Suche nach etwas Erholung, redeten sie gerne einen fremden An, der unversehrt durch die Slums lief. Doch selbst die waren selten anzutreffen: Die, die noch etwas an Vitalkräften besassen, werden schon in Gefangenenlager deportiert, wo sie unter widrigsten Bedingungen arbeiten müssen.

Dieser Trupp der Legion war kein Sammler, der Menschen für ihre Reaktoren aufsammelte, dieser Trupp war ein loser Bündel von Taugenichtsen, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wusste. Sie waren nicht wirklich stark, aber sie ließen ihre Wut an diesen armen Seelen aus, denn sie konnten sich nicht wehren. Keiner von ihnen dachte an Widerstand, keiner dachte an irgendetwas. Nur wenige besaßen den Mut, gegen die Legion anzukämpfen.

Karim gehörte zu diesen Menschen. Er hatte nicht aufgegeben – und auch nicht die Menschheit. Er war gerade erst aufgewacht, geweckt durch die Schreie der Legion. Er hatte es sich bequem gemacht in diesem Berg von Trümmern, wo er unscheinbar war. Seine rechte Hand hatte er an seinen Sturmgewehr. Es war bereits über 15 Jahre alt. Damals, mit 19 Jahren war er Teil der Islamischen Revolution in Palästina. Er hatte sie von seinem Vater bekommen, der wenige Tage später in einem Aufstand um’s Leben gekommen war. Vielleicht war sein Vater tot, doch in Karim lebte seine Seele weiter. Sein Vater Ismael hatte einen Traum gehabt, er wollte Palästina in die Freiheit führen, gegen die Besatzer. An Palästina dachte heute keiner mehr, Palästina war nicht mehr. Zuerst war der Meteoriteneinschlag, der die gesamte Welt veränderte und dann kam die Legion, die die gesamte Menschheit in Ketten legte. Die alte Welt war einmal, doch in Karim lebte der Widerstand weiter. Jetzt kämpfte er nicht mehr nur um die Freiheit von Palästina, sondern um die Freiheit der gesamten Welt.

Lachend und gröhlend ging die Gruppe der Legion durch die Gassen und beäugten die Menschen. Sie machten sich lustig über ihre schwachen Körper, wie sie dort auf der Straße lagen und keine Hoffnung mehr besaßen. Sie traten auf ihre Leiber ein, spuckten sie an. Vor einer Frau blieben sie stehen; mit ihr hatten sie größeres vor: Sie riessen sie am Arm hoch, die Frau machte sich mit einem Stöhnen bemerkbar. Sie stießen sie gegen die Wand, warfen auf sie mit Müll, den sie von der Straße aufsammelten. Steine, Flaschen, Stöcke warfen sie auf sie und kreichten dabei. Es befriedigte sie gerade zu, diese Frau entehren.

Plötzlich kam zwischen den Baracken ein kleiner Junge zum Vorschein. Er trug nur eine kurze Hose. Sein Körper war übersät von Dreck und Wunden, doch er machte einen lebhaften und gesunden Eindruck. Er rannte auf die Männer zu, rief ihnen etwas zu, doch diese waren zu sehr vertieft darin, diese Frau zu schänden. Dann hob der Junge einen Stein von Boden und warf ihn in Richtung der Peiniger. Der Kiesel traf einen von ihnen am Bein, ruckartig verstummten sie und ließen von der Frau, wanden ihre Blicke zu dem kleinen Steinewerfer.

In dem selbem Moment erhob sich Karim. Der kleine Junge stand dort furchtlos, in seinen Augen konnte man seine Wut brennen sehen. Der Junge erinnert mich an meinerselbst, ich warf damals auch Steine auf die Besatzer…, dachte sich Karim. Doch er wusste, dies waren nicht die selben Besatzer, diese hatten keine Skrupel. Karim musste eingreifen, sonst wäre dieser Junge bald tot. Unter seinem Mantel suchte er nach einem Fläschchen. Er wusste, er hatte nur wenige Sekunden Zeit. Die beiden Mutanten der Legion waren über 2 Meter groß und kräftig gebaut, ein Prankenhieb würde den Jungen zertrümmern. Und für den Fall, dass er noch leben würde, würden die beiden Cyborgs den Rest erledigen. Er griff nach dem Fläschchen und warf es in Richtung der Müllhalde, in der er sich selbst noch befunden hatte. Eine riesige Detonation rieß ihn zu Boden, gleichzeitig bückten sich die Einheit zu Boden. Der Junge war vergessen, hier ging etwas größeres vor sich.

Karim rannte zu dem Jungen, nahm ihn auf den Arm und rannte in Richtung Sektor 10-B, einige Blocks entfernt. Die Legion hatte von ihm keine Notiz genommen, die brennende Müllhalde hatte nun ihre vollste Aufmerksamkeit gewonnen.

Karim setze den Jungen ab, der noch total konfus war. „Sohn, was hast du dir dabei gedacht? Du bist wirklich tapfer, aber um Haaresbreite hätten diese Gestalten das Leben aus dir geprügelt.“ Der Junge blickte Karim in seine braunen Augen. Er war sich noch gar nicht bewusst, dass er ihm das Leben gerettet hatte. „Aber… Aber… Sie können… Sie haben… Sie haben einfach diese Frau geschlagen! Sie dürfen das nicht!“ Karim verstand den Jungen, er wusste nur zu gut, wie er sich fühlte. Er selbst hatte vor 23 Jahren seine Mutter verloren. Sie wurde von einem Panzer überrollt.

„Weißt du, diese Frau hat in sich kein Leben mehr. Sie erwartet nur den Tod. Aber du, du bist noch bei Kräften. Andere Kinder in deinem Alter sind vom Regen zerstört, für ihr Leben gezeichnet. Bis auf einige Schrammen bis du bei voller Gesinnung. Du darfst dein Leben nicht verschwenden. So Menschen wie dich steckt die Legion in ihre Arbeiterlager, wo du bis zum Ende deiner Existenz in Ketten gelegt wirst. Hast du jemals von Eden gehört?“

„Eden? Was ist das? Was soll das sein?“

„Das Paradies…“

„Pa… Pa.. Paradies? Nie davon gehört… Aber es klingt toll!“

Karim wusste, dass dieser Junge niemals etwas von Eden oder dem Paradies gehört hatte, seinem Wortschatz waren solche positiven Eindrücke fremd. Er war froh, dass der Junge überhaupt seine Sprache verstand und gar selbst reden konnte. Dieser kleine Bursche war ein Glücksfall. Er wusste, dass er eine große Zukunft vor sich hatte. Doch dafür musste Karim etwas aus ihm machen. Sein Herz wurde erfüllt von reger Vorfreude.

Unter seinem Mantel vibrierte es, er las die Nachricht auf seinem Kommunikator. ALLE SOFORT NACH EDEN KOMMEN! ES IST EIN NOTFALL!. Karim packte den Jungen, nahm ihn unter sein Gewand. „Jetzt wirst du in’s Paradies kommen.“ Er rannte in Richtung der versteckten Katakomben, von denen nur wenige etwas wussten…

Karim war auf dem Weg durch die endlosen Tunnel. Den Jungen unter seinen schwarzen Gewändern hatte er fest im Griff, er konnte spüren, wie er zitterte. Plötzlich fing er zu weinen an, Karim blieb abrupt stehen.

Er nahm den Jungen an den Schultern und blickte ihm tief in die Augen. Die Tränen liefen dem Jungspung an den Wangen herunter.

„Hast du etwa Angst?“, fragte Karim, „hast du etwa Angst vor mir?“

„Ich weiß nicht… Du… Du bringst mich irgendwohin, ein Paradies. Du kannst mich aber auch einfach töten oder sonst etwas mit mir machen!“

Karim wurde bewusst, dass er überstürzt gehandelt hatte. Er hatte den Jungen nicht einmal nach seinen Namen gefragt.

„Wie ist eigentlich dein Name?“

„Mein Name? Eigentlich… Eigentlich weiß ich es nicht mehr.“

„Ich sehe schon… In deinen Augen lodert zwar die Glut, aber du hast ja nicht einmal einen Namen! Weißt du welcher Name zu dir passt? Nadir…“

„Nadir? Das klingt schön, aber was heißt es?“

„Es ist arabisch und steht für „selten und schön“, er passt zu dir. Eden… Eden ist ein besserer Ort, als der, an dem du dich gerade befindest. Wie ich bereits sagte, scheinst du von reiner Seele zu sein. Ich will dir die Möglichkeit bieten, zu überleben. Sag mir, was hast du zu verlieren? Besitzt du überhaupt etwas?“

„Nein. Ich sterbe jeden Tag vor mich hin. Ich esse den Dreck von der Straße und suche in den Rohren nach Unterschlupf.“

„Siehst du… Du bist nicht mehr als eine Ratte in den Slums. Es ist wirklich nur eine Frage der Zeit, bis sie dich in einem Arbeitslager zu Grunde gehen lassen. Doch Eden… Eden ist ein Ort, an dem du überleben wirst. Wenn du gegen die Legion ankämpfen willst, schließe dich meiner an. Ansonsten kannst du fort laufen, aber in diesem Tunnelsystem wirst du verenden.“

„Ich… Ich werde mit dir gehen… Ich habe nichts zu verlieren.“

Zwar vebarg Karim Mund und Nase unter seinem Gewand, doch in seinen ausdrucksstarken Augen konnte man Freude lesen. Er nahm Nadir unter seinem Mantel und lief weiter.

Nach wenigen Minuten waren Karim und Nadir in Eden angekommen. Karim wusste, dass er Nadir nicht mitnehmen konnte in’s Hauptquartier von Alpha. Er war noch zu jung. Er musste ihn zu seiner Schwester Anbar bringen. „Bis zu Anbar sind es nur wenige Minute, sie wird sich um den Jungen kümmern, bis ich von der Mission wiederkomme.“

Karim ging in die Knie, sammelte seine Kräfte und sprang auf einen der Stahlträger. Elegant lief er auf dem schmalen Eisen entlang, bis er den Wohnkomplex erreichte, in dem er und seine Schwester lebten. Er klopfte an: „Anbar! Schwester! Mach‘ die Tür auf!“ Eine wunderschöne Frau öffnete die Tür. Ihre Augen waren denen von Karim sehr ähnlich, tiefbraun waren sie. Sie hatte eine wunderschöne Figur.

Karim gab den kleinen Jungen frei, der sichtlich mitgenommen war. Die Luft in Eden war anders als in den Slums, das gesamte Bild war ein anderes. Es war zwar nicht das, was man in der alten Bibel als Paradies verstand. Der Nebel erinnerte an Wolken, doch das war es auch schon. Dennoch spürte man hier den Hauch von Freiheit, den man in den Slums nicht kannte. Das war es, was Nadir spürte.

„Wer ist dieser Junge? Ich habe ihn noch nie gesehen! Warum bringst du ihn hier her?“ Karim ging auf seiner Schwester zu, er nahm seinen Turban und sein Gewand ab. Nun konnte man sich ein Bild von seiner Statur in seinen Körper machen. Er trug nur ein schwarzes Unterhemd und eine gepanzerte Weste, doch seine Arme waren frei. Seine muskulösen Arme waren gezeichnet von bleichen Narben, die einen Kontrast zu seiner dunklen Haut bildeten. Wie eine Muster oder eine Zierung waren sie auf seinen Oberarmen verteilt.

„Anbar, das ist Nadir!“ Er drehte sich zu dem Jungen um. Nadir bestaunte seinen kräftigen Oberarme und die Narben, die kunstvoll, wie eine Zierung auf seinem Oberarm verteilt waren. „Nadir, das ist meine Schwester Anbar. Sie wird sich um dich kümmern.“

„Karim! Wie stellst du dir das vor? Du kannst nicht einfach diesen Jungen hier her bringen und von mir verlangen, dass ich mich um ihn kümmere!“

Karim drehte sich zu seiner Schwester um, seine sanften Gesichtszüge verschwanden. „Schwesterherz, wie redest du mit deinem Bruder? Habe ich jemals nur irgendetwas von dir verlangt? Wer sorgt für dein Seelenheil? Anbar, ich erwarte nichts von dir, rein gar nichts. Aber als gottesfürchtige Frau solltest du wissen, dass es deine Pflicht ist, dich um diesen Jungen zu kümmern! Du wärst auch dankbar gewesen, wenn dich jemand aus den Slums geholt hätte. Dieser Junge ist von Stolz und Ehre, das hat er bewiesen. Er hat große Zeiten vor sich. Ich bitte dich, du hast viel Zeit – kümmere dich um ihn.“ Karim verstand es, mit seiner Schwester umzugehen. Anbar wusste, dass sie ihm sein Leben zu verdanken hatte. Während sie sich bei Überfall durch die Legion aufgegeben hatte, war Karim standhaft geblieben und hatte sich um sie gekümmert. Er hatte ihnen diesen Platz in Eden besorgt, er brachte das Geld nach Hause. Er war war selten dort, aber immer wenn sie ihn brauchte, war er für sie da. Karim hatte viel für sie getan und nun wollte er einmal etwas von ihr. Sie konnte nicht widersprechen.

„Es tut mir Leid… Es tut mir wirklich Leid… Aber es heißt doch, dass niemand fremdes so einfach nach Eden darf. Du weißt das.“

Karim wandte sich wieder zu Nadir: „Deswegen muss ich dir jetzt eines sagen, Nadir.“, er kniete sich zu ihm und legte seine Hände auf seine Schultern, „Anbar wird sich nun über dich kümmern. Du wirst sicherlich müde sein und erstmal begreifen müssen, was hier gerade vor sich geht. Allerdings muss ich dir etwas sagen: Solltest du versuchen zu fliehen und es tatsächlich wieder an die Oberfläche, wieder in die Slums schaffen, wird es dein Ende sein. Du hast dich für Eden entschieden, es gibt keinen Weg zurück. Solltest du es dennoch wagen, werde ich dich finden und dich töten. Ich werde dir die Zunge herausschneiden, damit du nicht mehr reden kannst. Ich werde deine Arme und Beine abtrennen, damit du nicht mehr gehen kannst. Zuletzt werde ich dir deine Augen zerstechen, damit du nicht mehr sehen kannst. Solltest du diese Prozedur überleben, wirst du nicht in der Lage sein, irgendwem von Eden zu erzählen. Wir können keine Gefahr eingehen, dass du die letzte Festung der Menschheit auf’s Spiel setzt. Das hier ist das letzte freie Obdach, du würdest jede Hoffnung damit zerstören. Begreifst du das?“

„Ich habe mich entschieden. Karim, so heißt du doch?“, Karim nickte, „Karim, ich werde dich flüchten. Niemals nicht. Du hast mir mein Leben gerettet!“ Er umarmte Karim. Karim gab ihn einen Kuss auf die Stirn.

„Ich muss nun gehen, man ruft nach mir.“ Er zog sich wieder sein Gewand und seinen Turban an und machte sich auf den Weg. Er drehte sich ein letztes Mal zu den beiden. „Salam, meine Geschwister.“ und ging seines Weges, in Richtung der Zentrale von Alpha.

Karim machte sich auf den Weg zum Alpha-Komplex.Ein seltsames, unangenhemes Gefühl machte sich in seiner Magengegend bemerkbar.

Formal gesehen war er ein Alpha, er erfüllte alle Bedingungen dafür: Vital, kampferfahren, geschickt im Umgang mit Waffen und mutig genug, sich mit der Legion anzulegen. Doch er war ein strikter Einzelgänger geworden. Alpha war ein bunter Haufen von Menschen, die die Voraussetzungen erfüllten, doch innerlich zerfressen waren. Sie standen sich mit ihren Fähigkeiten alle selbst im Wege. Sie hassten die Legion, doch ihr Hass ging oftmals weiter: Sie hassten sich selbst und hassten Alpha.

Es waren beeindruckende Kämpfer unter ihnen, die durch die Folgen besonderes Fähigkeiten erhalten hatten: Ob es nun Metaphysiker waren, die unsichtbare Kräfte in Gang setzen konnten oder Tiermenschmutationen, die sehr viel Kraft hatten. Doch dies war mehr Fluch als Segen, denn viele sahen es als Missbildungen. Sie konnten ihre Möglichkeiten nicht einschätzen und auch nicht mit ihnen umgehen.

Das war ein Hauptproblem bei der Einheit Alpha, welches keiner abstreiten konnte. Oftmals musste Alpha Niederschläge einstecken, weil einzelne Mitglieder Fehler machten, die auf ihre Psyche zurückzuführen war. Karim hatte nie an einer Mission Teil genommen, er gehörte zur Patrouille. Er überwachte die Slums, beobachtete Aktivitäten der Legion und griff ein, wenn es brenzlig wurde. Es war das beste für ihn, so hatte er mit diesen vielen armen Wesen wenig zu tun.

Kairm trat in den Alphakomplex ein, durchschritt mehrere Sicherheitsschleusen. Er sah schon die ersten Gesichter, die er bemitleidete. Im Gegensatz zu ihnen hatte Karim auch Fähigkeiten, allerdings hatte er diese bereits vor den Vorfällen gehabt, sie waren Gott gegeben: Er konnte erkennen, ob ein Mensch reiner Seele war oder ob sich darin ein Funke Böshaftigkeit befand. Bei zu vielen von ihnen konnte er es spüren. Er verübelte es ihnen nicht. Sie waren vebittert, weil Alpha nicht das war, was sie sich erhofften. Sie konnten nur kleine, minimale Erfolge sehen, die oftmals von Niederschlägen überschattet waren. Was erwarteten sie denn von Alpha? Die Legion hat es in kürzester Zeit geschafft, die Erde zu unterjochen. Wie sollte es eine kleine Gruppe von Wesen schaffen, diese Herrschaft so einfach zu zerbrechen? Sie standen sich alle selbst im Wege. Sie erkannten nicht, dass sie als einzelner gar keine Chance hätten, stattdessen wuchs ihr Hass auf die Fehler von anderen, ohne zu erkennen, dass sie eine Teilschuld an allem hatten.

Ohne Alpha war jeder von ihnen nur ein Individuum, dass sich gegen die Legion zur Wehr setzte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie tot oder versklavt werden würden. Alpha bietete die Möglichkeit, ihre Kräfte zu vereinen und so das Böse an der Wurzel zu packen. Das war es, was wenige sahen. Er konnte es wieder in ihren Leibern spüren, dieser undeutliche Samen der Abscheu, der in ihnen aufkeimte.

Vielleicht haben sie besondere Fähigkeiten, doch innerlich sind sie genauso verloren wie die missstalteten Menschen in den Slums… Ich bete für ihre Seelen. Karim schritt weiter sicheren Trittes in Richtung Besprechungssaal, wo sich bereits andere Agenten eingefunden hatten. Er sah in die große Menge, nickte kurz und setzte sich an den Tisch. Vielleicht hat Alpha begriffen, dass es an der Zeit ist, gemeinsam gegen diese Halunken vorzugehen. Wer weiß, vielleicht ist das die große Sache, auf die wir so lange gewartet haben.

Unter seinem Gewand nahm er seine Hände gen Himmel und sprach die Basmala: Im Namen Gottes, des Gnädigsten, des Barmherzigsten.

Entstanden 2006

Ein Gedanke zu “Garten Eden

  1. … eine spannende Erzählung, die Lust auf mehr macht.
    Die Kraft Gottes bringt Licht in jede Finsternis und schenkt Mut und Hoffnung.
    … eine tiefe Wahrheit für mich!

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